Freitag, 29. Januar 2016

To criticize yourself is smart, W. Busch übersetzt

Wilhelm Busch, ca. 1882

Wilhelm Busch

Die Selbstkritik 
hat viel für sich

Die Selbstkritik hat viel für sich. 
Gesetzt den Fall, ich tadle mich: 
So hab ich erstens den Gewinn, 
Daß ich so hübsch bescheiden bin; 
Zum zweiten denken sich die Leut, 
Der Mann ist lauter Redlichkeit; 
Auch schnapp ich drittens diesen Bissen 
Vorweg den andern Kritiküssen; 
Und viertens hoff ich außerdem 
Auf Widerspruch, der mir genehm. 
So kommt es denn zuletzt heraus, 
Daß ich ein ganz famoses Haus. 

To criticize yourself 
is smart

To criticize yourself is smart. 
Say, I would scold myself to start: 
this brings me, first, the real gain 
that I'm a very modest man; 
for, second, who would not agree 
that I am full of honesty; 
besides, and third, I snatch the prey 
away from what the critics say; 
and, fourth, I hope the crowd presents 
some forceful counterarguments. 
So, in the end, my little rap 
makes me the most admired chap! 
Translation by Walter A. Aue

W. Busch vor seinem letzten Wohnsitz, Pfarrhaus in Mechtshausen

Das Leben schlägt schon seine Purzelbäume, da lese ich also folgendes:

Man nennt ihn schnell einen Humoristen, aber gerade in den Gedichten verbergen sich hinter dem schwungvoll lockeren Faltenwurf seiner Gedanken häufig eine durchdringende Beobachtungsgabe und ein scharfer Humor, die gemeinsam das Unechte, Banale und Aufgeplusterte wegätzen, vor allem aber ein tiefe Lebensweisheit, die oft bis ans Bittere heranreicht, nur daß sich dem letztlich immer seine Herzensheiterkeit in den Weg stellt und Einhalt gebietet. Ein Musterbeispiel, wie hintergründig Humor sein kann, und man fragt sich immer wieder, ob die meisten Menschen ihn gerade deswegen mögen oder weil ihnen dies unter der gefälligen Oberfläche verborgen geblieben ist.

Ende des Eigenzitats. Das ist der einzige Beitrag, den, welches „Ich“ auch immer, bisher zustande bekommen hat. Wenn man die Kommentare (sprich meine) überspringt, ist es immer noch unterhaltend. Nur ein Beispiel.

Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquiliren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.

Ich lese mich tatsächlich gerade durch die Übersetzungsseite von Prof. Aue, wollte eigentlich etwas ganz anderes bringen, aber dann dachte ich mir: Fangen wir vom Anfang an an, dann kommen wir nicht so leicht durcheinander. Und es lohnt sich, in der Tat.

nachgetragen am 29. Januar

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