Donnerstag, 21. Januar 2010

Carl von Preußen - über ein unerfülltes Prinzendasein


Carl Daniel Freydanck,
Ansicht von Potsdam über Glienicke, 1838
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Gelegentlich wird gefragt, was denn die viel bewunderte Königin Luise wirklich Bemerkenswertes hinterlassen habe, nun, z. B. recht unterschiedlich begabte, aber immer äußerst charaktervolle Kinder. Über Friedrich Wilhelm, Wilhelm und Alexandrine war hier schon etwas zu lesen, aber über den Prinzen Carl, der seinem Bruder, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV. mit Sicherheit nicht im Geringsten an Kunstsinn und Begeisterungsfähigkeit für das bedeutsam Schöne nachstand, noch nichts.


Tor des Schlosses Glienicke
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Es gibt vermutlich einen bedauernswerten Grund dafür. Er vereinte zwar auf sich die glänzendsten Anlagen (war zugleich gutaussehend und geistreich), dennoch blieb ihm zeitlebens eine tatsächlich angemessene Aufgabe verwehrt, was immer seine Verdienste als Chef der preußischen Artillerie oder als erster Herrenmeister des wiederbegründeten Johanniterordens sein mögen. Mit vielleicht einer Ausnahme.


Schloß Glienicke,
Blick über die Löwenfontaine zum Schloß
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1824 erwarb er das Landgut Glienicke bei Potsdam. 1822 hatte er eine Italienreise unternommen, und offenkundig hatte ihn das Zusammenspiel von antiker Überlieferung, Landschaft und späterer Architektur derart begeistert, daß er etwas davon in die Mark Brandenburg holen wollte, genauer, in die Nähe Potsdams. Potsdam und seine Umgebung sind steingewordene königliche Träume, was immer spätere Zeiten dazugetan haben mögen. Dies ist im Kern heute noch spürbar und vor allem das Verdienst zweier Herrscher, Friedrich II. und Friedrich Wilhelm IV. Letzterer hat noch als Prinz den Bruder lebhaft dabei unterstützt, seine „italienische Phantasie" Gestalt gewinnen zu lassen.


Schloß Glienicke. Große Neugierde, Blick in den Park.
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Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius als Architekten sowie Peter Joseph Lenné als Gartenschöpfer schufen dann eine gebaute Landschaft, die zusammen mit den gesammelten antiken und byzantinischen Artefakten beeindruckend von sanft gestimmter Harmonie, beiläufiger Schönheit und anhänglicher Überlieferungsfreude zeugt. Etwas, das Bilder gar nicht so leicht als Ganzes zu vermitteln vermögen. Was in und bei Potsdam errichtet wurde, ist oft einzeln gar nicht so spektakulär, mitunter fast epigonenhaft. Aber wenn man diese Orte betritt, nimmt schnell das Gefühl von einem Besitz, man schreite durch einen lebendigen Traum.

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