Sonntag, 17. August 2014

9. Sonntag nach Trinitatis

Entschlafung der Gottesmutter, 
Chora - Kirche, Konstantinopel, hier gefunden

Am vergangenen Freitag war das Fest Mariä Himmelfahrt, in der Orthodoxen Kirche als „Entschlafung der Gottesmutter“ bekannt (daher das obige Bild). Ich wollte zunächst etwas dazu bringen, um dann darauf zu stoßen, daß in diesem Blog allein 14 Beiträge versammelt sind, die sich der Hl. Jungfrau nahezu ausschließlich widmen (ich habe sie in der rechten Spalte, fast ganz am Ende einmal versammelt). Dazu kommen dann dann noch reichlich Bemerkungen aus anderem Anlaß zu ihr, und ich bin nicht einmal katholisch.

Als ich aber Herrn Roloffs Predigt für diesen Sonntag las, darüber, wie wir als Diener Christi das Vergängliche hinter uns lassen und zu lassen haben, dachte ich so bei mir: Das ist zwar alles streng und gut und fromm, aber doch auch eine rechte harte Vermahnung (vielleicht bin ich auch nur unnötig mißgestimmt (der Rücken), jedenfalls ein wenig).

Da eben kam nun wieder die Hl. Jungfrau ins Spiel, die eine ganz andere Atmosphäre erzeugt, und von der der vorige Papst Benedikt XVI. so schön schreibt, wenn wir unseren Blick zu Maria wenden, erkennen wir "in ihr das 'Lächeln Gottes', den unbefleckten Widerschein des göttlichen Lichtes". Und zum Fest selbst: "…. das Hochfest der Aufnahme der seligen Jungfrau Maria in den Himmel … bietet uns die Gelegenheit, zusammen mit Maria die Höhen des Geistes zu erklimmen, wo wir die reine Luft des übernatürlichen Lebens atmen und die authentischste Schönheit betrachten, die Schönheit der Heiligkeit."

Aber dies mag man näher in diesem Beitrag von 2011 nachlesen, so man will. Und jetzt folgt unverzüglich Herr Roloff:



Predigt zum 9. Sonntag nach Trinitatis

1Petr 4, 7-11

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

7 Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. 8 So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen aber habt untereinander eine inbrünstige Liebe; denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge. 9 Seid gastfrei untereinander ohne Murren. 10 Und dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: 11 so jemand redet, daß er's rede als Gottes Wort; so jemand ein Amt hat, daß er's tue als aus dem Vermögen, das Gott darreicht, auf daß in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesum Christum, welchem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Liebe Gemeinde,

es ist nahe gekommen das Ende aller Dinge. Durch diese Gewissheit wird das Reden des Apostels bestimmt. Dieses Ende der Dinge macht aber nicht alles andere bedeutungslos, sondern es verweist uns gerade auf den eigentlichen Sinn, es gibt Maß und Richtung. Wir erfahren hier das genaue Gegenteil von dem, was religiösen Menschen im Allgemeinen und Christen im Besonderen gerne vorgeworfen wird; sie lebten in einer eigenen Welt, die mit den harten Realitäten nichts zu tun hat. Petrus aber beginnt mit der unausweichlichen Realität: Es ist nahe gekommen das Ende aller Dinge. Dem müssen wir uns als Menschen stellen, weil nur wir Menschen überhaupt erahnen können, was dieser Satz bedeutet.

Darum ist auch das zweite, was der Apostelfürst redet, eine Forderung zum Gebet. Mäßig und nüchtern sollen wir uns in das Gebet fügen – das bedeutet doch, wir sollen uns zum Ende der Dinge in Beziehung setzen. Wir sollen die Nähe dieses Endes auf uns wirken lassen und uns dem zuwenden, der gerade durch dieses Ende in einzigartiger Weise sichtbar wird. Das Gebet will uns immer auf den hinlenken, der vor allen Dingen war, durch den alle Dinge geworden sind, und der allen Dingen auch ihre Zeit gegeben hat.

Durch das Gebet werden wir aus der Gewissheit über das Ende aller Dinge hingeführt zu dem, der kein Ende hat, der immer war und bleibt und in Ewigkeit sein wird.

Der Mensch wird durch diese Hinwendung zu dem, der aus dem Ende aller Dinge sich zu Gott ins Unvergängliche geradezu flüchtet. Dazu soll er in sich brennende Liebe entfachen. Die Liebe soll ihre Wirkung tun und alle Gottesferne aufheben. Gottesferne ist schlicht ein anderer Begriff für Sünde. Sünde soll nicht vordergründig und in erster Linie moralisch bemessen werden. Sünde ist alles, was uns von Gott trennt, was uns von unserem Ursprung entfernt und uns endlich verleitet, ihn ganz zu leugnen.

Gastfrei sollen wir untereinander sein, weil auch das, wie die Liebe, eine göttliche Gabe ist. So viele von uns haben diese Gastfreiheit im vergangenen Jahr im Übermaß erlebt, nun lasst sie uns auch gewähren. Gastfreiheit lässt Not schwinden, lässt wieder Hoffnung keimen, und sie bewahrt das Vertrauen zu Gott und den Menschen. Gebet, Liebe und Gastfreiheit sollen uns bestimmen. Im Gebet finden wir jederzeit zu Gott zurück, die Liebe wiederum weckt gleichsam Gott in uns, denn Gott ist die Liebe. Wo der Mensch wahrhaftig liebt, da trägt er auch die Botschaft von unserem Gott in die Welt. Gastfreiheit ist von so großer Bedeutung, weil sie erwartet, dass uns in jedem Fremden auch Gott begegnen kann.

Nachdem Petrus uns belehrt hat, wie wir sein sollen, nämlich voller Liebe und gastfrei gegenüber unseren Nächsten, spricht er nun darüber, was wir tun sollen:

Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: so jemand redet, daß er's rede als Gottes Wort; so jemand ein Amt hat, daß er's tue als aus dem Vermögen, das Gott darreicht.

Dienet einander! Seid einer der Diener des anderen. Der Mensch soll sich dazu nun aber nicht verbiegen, sondern gerade das entdecken und nutzen, womit er begabt ist. Denn gerade darin kann er gewahr werden, dass er eine Gnade Gottes in sich trägt und nicht aus eigener Macht eine Fähigkeit ausübt. Sucht nach dem, was euch als Gottes Gabe anvertraut ist. Mit diesen Gaben, ganz gleich welche es sind, können wir sogar das ausdrücken, was wir nicht wissen. Durch diese Gaben üben wir uns in Gott hinein, nehmen Anteil an ihm. Was wir reden, ist nun Kundgabe dessen, was Gott will. Jedes Amt schöpft aus dem, was uns von Gott anvertraut ist, und nur das können wir uns auch untereinander anvertrauen.

So wir Menschen uns also ein Versprechen geben, und unser Leben in vielfältiger Weise als eine durch Gott geheiligte Gemeinschaft gestalten, da nehmen wir es aus seinem Vermögen. Erweisen wir uns dem dann nicht würdig, da veruntreuen wir auch immer sein Vermögen – ganz unabhängig davon, was wir Menschen uns dann auch noch antun. Die eigentliche Sünde liegt immer in der Treulosigkeit Gott gegenüber. Es ist beängstigend und beschämend, wie leicht es sich die Menschen heute damit oft machen.

In der Erwartung des Endes von allem handelt es sich nur noch darum, daß in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesum Christum, welchem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Durch den Glauben lassen wir uns hineinnehmen in den Sohn Gottes, und durch den Sohn erlangen wir auch die Einheit mit Gott. Dadurch erst wird dann wahrhaft alles neu. Um jeden Zweifel auszuräumen sei aber noch einmal betont, damit der Mensch sich nicht selbst überhebe: Hier wird kein Mittun des Menschen an Gottes Plänen und Handeln geschildert. Wir sollen einzig und allein das Tun Gottes an uns im Glauben zulassen. Papst Benedikt XVI. hat den Glauben einmal so beschrieben: „Der Glaube ist die gnadenhafte Annahme der geoffenbarten Wahrheit, die es gestattet, »in das Innere des Mysteriums einzutreten, dessen Verständnis er in angemessener Weise begünstigt«“.

Mit dem was Petrus hier der Gemeinde schreibt, treten wir gleichsam in das Mysterium hinein und hören ganz auf, von dem zu sein, was vergeht.

Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unsern Herrn. Amen.

Thomas Roloff

nachgetragen am 18. August

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