Donnerstag, 2. Februar 2012

Mariä Lichtmeß

aus dem Menologion des Kaisers Basileios II.
hier gefunden

Dieser etwas verwaiste Ort soll jetzt also wiederbelebt werden; und ich hoffe, daß ich von ähnlichen Widrigkeiten vorerst verschont bleibe. Wir beginnen mit einem Beitrag von Herrn Roloff zu „Mariä Lichtmeß“, als Fest ebenso bekannt unter dem Namen „Darstellung des Herrn“ oder auch „Mariä Reinigung“. Merkwürdig, daß das Bibelwort, welches die Herrnhuter für heute ausgelost haben, ausgerechnet lautet:

„Ich will euch von all eurer Unreinheit erlösen.“ Hesekiel 36,29

Damit ist also der Weihnachts-Festkreis geschlossen und wir blicken auf Ostern, auch wenn das Wetter im Moment eher an Weihnachten erinnert, es schneit (zum ersten Mal seit Wochen), und jetzt folgt Herr Roloff:


Gedanken zu Mariä Lichtmess
im 800. Jahr der Kirche St. Marien und Willebrord zu Schönhausen


In loser Folge soll im Jubiläumsjahr der Schönhauser Kirche unter Bezugnahme auf Feste und Gedenktage die Geschichte und das Glaubensleben des Ortes und seiner Menschen in Erinnerung gerufen und beleuchtet werden. Die Reihe beginnt mit dem 2. Februar, dem Festtag Mariä Lichtmess.

Die großen Feste der christlichen Kirche werden nicht nur an zwei Tagen gefeiert, sondern geben immer auch einer ganzen Zeit ihr Gepräge. Es braucht eine Vorbereitungsfrist. Diejenige des Weihnachtsfestes ist der Advent. Er wird als Fastenzeit begangen und soll uns bereit machen, das Wunder der Menschwerdung Gottes mit geläutertem Herzen anzunehmen. Dem eigentlichen Geburtsfest am 25. Dezember folgt eine ganze Reihe weiterer Gedenktage wie derjenige der unschuldigen Kinder von Bethlehem, das Fest der Beschneidung Jesu am Neujahrstag und das Epiphaniasfest.

Diese verdeutlichen auch, dass sich alles nach der im jüdischen Gesetz festgelegten Ordnung vollzieht. Der Knabe wird geboren, am achten Tag seines Lebens durch die Beschneidung in den Bund des Gottes Abrahams aufgenommen und am 40. Tag nach seiner Geburt im Tempel dargestellt. 40 Wochen dauerte die Schwangerschaft, 40 Tage dauerte es bis zur Reinigung der Mutter. Erst dann durfte sie mit dem Kinde vor dem Priester erscheinen und ihr Opfer darbringen.

Dieser alte Name des Festes, Reinigung Mariä, macht auch noch auf etwas anderes aufmerksam. Die Reinigung der Mutter war nach jüdischer Vorstellung notwendig, weil durch die Geburt eines Kindes ein ursprünglicher Zustand aufgehört hatte, etwas Gewesenes zu Ende gegangen war, eine Einheit zerriss. Nach christlichem Glauben verlor aber Maria ihre Ursprünglichkeit und Reinheit durch die Geburt des Kindes nicht. Das verstehen wir unter dem Glaubenssatz von der Jungfrau Maria.

Maria bedurfte also der durch das Gesetz vorgeschriebenen Reinigung nicht, sondern unterwarf sich ihr lediglich aus vollkommenem Gehorsam. „Daraus sollten wir lernen, uns auch nicht über das Gesetz zu erheben, auch wenn es über uns keine Macht mehr hat, sondern uns freiwillig unter das Gesetz zu beugen“, so predigte Martin Luther am Lichtmesstag 1546 nur zwei Wochen vor seinem Tod.

An dieses Geschehen erinnert also das Fest Mariä Lichtmess und schließt damit die Weihnachtszeit ab. Die Eltern Jesu begegnen im Tempel Simeon, der das Jesuskind auf den Arm nimmt und ihn als den Heiland preist. Simeon nennt Jesus ein Licht, das die Heiden erleuchten soll. In dieser Erzählung des Evangelisten Lukas ist sicherlich der Anhaltspunkt dafür gegeben, dass die christliche Tradition ein Kerzenopfer geschaut hat und das Fest seit dem 4. Jahrhundert als Mariä Lichtmess begeht. Der Mutter wiederum hat er verheißen, dass durch ihre Seele ein Schwert gehen würde, und damit einen ersten Hinweis auf das Leiden des Sohnes gegeben.

Kein anderer Mensch ist dem Geschehen um Jesus so nahe gewesen, wie seine Mutter es war. Die natürliche Verbindung zwischen Mutter und Kind wird unendlich vertieft durch die gemeinsame Erfahrung des Leidens. Maria wurde so zum Vorbild des Glaubens aber auch zum Urbild der Kirche, die nichts anderes sein kann und will als konkrete und Leben bestimmende Gemeinschaft mit Jesus.

Zu allen Zeiten wurde Maria in der Kirche darum auch eine besondere Verehrung zuteil. Unzählige Marienkirchen sind dafür ein überzeugender Ausdruck. Zu ihnen gehört auch das romanische Gotteshaus von Schönhausen, das 2012 800 Jahre alt wird. Nicht auszuschließen ist es, dass das Patronat der Gottesmutter für den Ort bereits Ende des 12. Jahrhunderts durch die Tempelritter begründet wurde, die im Dorf ein Haus unterhielten, in dem sich auch eine Kapelle befand. Auf seinen Mauern ist dann später das Schloss errichtet worden. Der Gottesmutter baute man in unmittelbarer Nachbarschaft die 1212 geweihte Kirche. Maria ist also bereits seit über 800 Jahren in unserem Ort an der Elbe zu Hause.

Thomas Roloff

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