Freitag, 22. Mai 2015

Aufgelesenes zu Plato

Raffaello Sanzio da Urbino: Detail - "Schule von Athen"

„Die Götter philosophieren nicht, denn sie sind im Besitz der absoluten Wahrheit. Aber auch der völlig Unverständige philosophiert nicht; denn er bemerkt nicht seine Armut, und so fehlt ihm das Streben nach Vollkommenheit.“

„Denn gerade die Vertrauenden, welche das Endliche und Vergängliche des Lebens und des Daseins noch nicht vom Ewigen und Dauernden zu sondern gelernt haben, werden vom Schicksal mit unaufhörlichen Enttäuschungen überschüttet.“

„Aber der Philosoph sieht, daß wir alle noch Strebende und Werdende sind, und ist daher vor solchen Enttäuschungen bewahrt. Er verliert den Glauben an die Menschheit und an die Wahrheit nicht, denn er hat das Sterben im Leben gesehen. Er hat gesehen, wie jeder sich selbst fremd wird und gerade dadurch sich selbst findet. Er hat gesehen, wie Wünsche und Wissen wie Träume verwehen, aber nur dann, wenn reichere und bessere Wahrheiten sie vertreiben. Auch das hat er erkannt, daß die Seele von Natur dem Göttlichen zustrebt, d.h. dem Wahren und Guten an sich.“

„Das Denken aber erklärt Plato in tiefsinniger Weise als eine Unterredung mit sich selbst, über den Gegenstand des Nachdenkens.“

„Erkenntnis sollte gleich Wahrnehmung sein. Wahrgenommen wird aber nur das Gegenwärtige; also kann der Sensualist nichts über das Zukünftige mit dem Anspruch auf Zustimmung aussagen.“

„Wenn die Seele das Sein durch die Sinne ergreifen will, so wird sie unruhig und taumelt den Trunkenen gleich. Nicht durch die Sinne, sondern durch das Denken erkennt die Seele das wahrhafte Sein. Die Sinne erkennen nur das Wandelbare und Fließende; dagegen den Begriff, das identische Sein vermögen sie uns nicht zu geben. Sie zeigen uns die vielerlei Schönen, Gerechten usw., aber nicht das Schöne, Gerechte usw., an sich.“

„Und so ist alles Erkennen ein Wiedererinnern.“

„Indem nun so das Sinnliche aus der Idee begriffen wird, hat es an ihr teil.“

„Der Idee kommt kein absolutes Sein zu. Der Geist des Menschen glaubt jetzt nicht mehr, das Unbedingte mit endlichen Begriffen ausdrücken zu können... So hat die Wirklichkeit den Charakter der starren Unabänderlichkeit verloren.“

„Die Fehler und Gebrechen der Sophistik lagen nicht darin, daß sie auf das Subjekt und den Einzelnen hinwies, sondern daß sie diesen an Stelle des Gesetzes, an Stelle der Gemeinschaft setzen wollte. Wenn sich alte Formen objektiver Existenz, in denen sich die Seele bis dahin wiederfand, auflösen und die neuen noch in der Bildung begriffen sind, irrt der geistige Blick leicht vom Ziele ab und verwechselt Problem und Lösung.“

Stücke davon, wie Walter Kinkel, a. o. Prof. d. Philosophie zu Gießen Plato AD 1908 sah

Platos Akademie, Mosaik, Pompeji

„Die leichte Taube, indem sie im freien Fluge die Luft theilt, deren Widerstand sie fühlt, könnte die Vorstellung fassen, daß es ihr im luftleeren Raum noch viel besser gelingen werde. Eben so verließ Plato die Sinnenwelt, weil sie dem Verstande so vielfältige Hindernisse legte [so enge Schranken setzt], und wagte sich jenseits derselben, auf den Flügeln der Ideen, in den leeren Raum des reinen Verstandes. Er bemerkte nicht, daß er durch seine Bemühungen keinen Weg gewönne, denn er hatte keinen Widerhalt gleichsam zur Unterlage, worauf er sich steifen und woran er seine Kräfte anwenden konnte, um den Verstand von der Stelle zu bringen.“

Herr Kant in seiner Kritik der reinen Vernunft, Einleitung

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