Samstag, 5. Juni 2010

Hans von Marées




Hans von Marées, 1873, Fresko in Neapel
Das Boot, Nordwand, Mitte
Meereslandschaft, Nordwand, rechter Teil

Ich habe meine „Kalenderblätter“, wie anderes auch, vernachlässigt (zu oft zu müde in der letzten Zeit), aber dieses Datum mochte ich nicht auslassen: Hans von Marées starb am 5. Juni 1887 in Rom. Das Biographische mag man ausführlicher hier oder hier nachlesen. Er war ein Maler, der in einer gewissen geistigen Nähe von Arnold Böcklin oder Anselm Feuerbach zu finden ist, wenn man nach einem ersten Anhaltspunkt sucht. Aber er ist schon von sehr eigener Art, die sich dabei mehrfach gewandelt hat.

Nachdem er zuerst die Berliner Kunstakademie besuchte, verläßt er 1857 Berlin und geht für sechs Jahre nach München, von Marées beginnt mit eher realistischen Historienbildern und Genrestücken, beeindruckt aber auch mit einigen Porträts, bei denen die Behandlung des Lichts hervorsticht. Im Auftrag des Grafen Adolf von Schack reist er 1864 nach Rom, um für diesen alte Meister (Palma Vecchio, Tizian, Velazquez und Raffael) zu kopieren. Da von Marées aber bald keine wirklichen Kopien mehr schuf, kam es zum Bruch mit Schack. Von Marées wandte sich der Renaissance zu, seine Motive wechseln ins eher allgemeingültig Zeitlose. Er findet seine meist dunkle, oft rot-braune Farbpalette.

Man liest immer wieder über von Marées schwierigen Charakter, er selbst sah sich auch so, dies festzuhalten ist wichtig zur Beurteilung seines Werks, denn er hat dieses in einer oft selbstquälerischen, um Perfektion ringenden Haltung zustande gebracht, die ihn bis zur Verbitterung führte. Dieses Ungenügen muß er auch in der Beziehung mit Menschen empfunden haben, dennoch fand er immer wieder Freunde und, vielleicht noch wichtiger, Mäzene.


Hans von Marées, um 1885
Singende Mädchen

In Rom gewinnt Marées 1866 Konrad Fiedler zum Freund und Förderer, 1869 reist er mit ihm nach Spanien und Frankreich. Ab 1870 hielt sich Marées wieder in Berlin und 1872 in Dresden auf. 1873 erhielt Marées den Auftrag, einen Saal der Zoologischen Station in Neapel mit Fresken zu versehen, zusammen mit dem Bildhauer Hildebrand, der die Einfassungen und plastischen Arbeiten schuf. Sein Wunsch, in großem Format zu arbeiten, erfüllte sich so endlich. Bedauerlicherweise blieb es bei diesem einen Großauftrag. Die ersten beiden Bilder oben stammen aus dieser Serie von Alltagsszenen der Menschen Neapels. War in den sechziger Jahren das Werk von Marées von träumerischen und zeitlosen Idyllen bestimmt, so werden in den Neapeler Fresken die Formen bestimmter, der Ausdruck kraftvoller, die Farben heller, zur Kontemplation tritt das aktive Wirken. Diese Fresken sind unbestreitbar eines der Hauptwerke der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts.


Hans von Marées, 1884
Hesperiden, Triptychon
hier gefunden

Sein Spätwerk erscheint dann wieder stärker formalisiert, es streift alles allzu Reale ab, wird spröde, dunkel. Es ist von der Überzeugung getragen, daß die Anschauung von Mensch und Landschaft nur nach dem Durchgang durch das Ideal Malerei werden könne. Dafür nimmt er oft die Antike zu Hilfe mit Allegorien wie dem "Goldenen Zeitalter". Diese zeitlosen Bilder wollen in die Tiefe des menschlichen Wesens führen, Sie erscheinen dabei aber durchaus nicht „idealisch blaß“, im Gegenteil, sie schlagen nicht selten mit einer Ausdruckskraft in den Bann, die an antike Fresken erinnert. Von Marées wollte offenkundig die Essenz des Menschlichen darstellen, ein Idealbild des Zusammenlebens miteinander und mit der Natur, moderne Ikonen des Mensch-Seins.


Hans von Marées, um 1874
Drei Männer in der Landschaft
hier gefunden

Von Marées starb bereits im 50. Lebensjahr, er ist auf dem evangelischen Friedhof in Rom bestattet, neben der Cestius-Pyramide im Schatten der Stadtmauer. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde er so gewürdigt, wie er es zweifelsohne verdient, als ein Künstler von einsamer, aber herausragender Größe.


Hans von Marées, 1880–1883
Goldenes Zeitalter

Abbildungen, wenn nicht anders angegeben, gefunden bei zeno.org

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