Sonntag, 1. Juni 2014

Exaudi &


Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te; miserere mei, et exaudi me!

„Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!" 
Ps 27,7

Von diesem Psalm hat der Sonntag „Exaudi“ seinen Namen, der nach Himmelfahrt und unmittelbar vor Pfingsten ein wenig zwischen beidem steht, nicht mehr wirklich Ostern zugehörig, aber der Heilige Geist muß noch ein paar Tage warten. So wie auch dieser Beitrag etwas warten mußte, was mir durchaus leid tut. Und jetzt eine Warnung: Jeder ausschließlich am Essen Interessierte überspringe bitte die nächsten 4 Absätze und lese nach dem folgenden Bild weiter.

Ich bin ein unzuverlässiger Gottesdienstbesucher; man erwartet das vielleicht nicht, doch es ist so. An diesem bewußten Sonntag hatte ich mich aber aufgerafft, in die hiesige Stadtkirche zu gehen. Keine Sorge, es gibt jetzt kein Koreferat zur Predigt, aber eine Geschichte daraus hat mich im ersten Moment tatsächlich aufrichtig gerührt, beim späteren Nachdenken nicht mehr so sehr.

Die Geschichte (in der vom Pastor gewählten Version), ich versuche es kurz zu machen: Auf einer Insel leben drei sehr einfache Männer, die im Rufe großer Frömmigkeit stehen. Alle Welt eilt hinzu, um daran teilzuhaben. Der Bischof hört davon, besucht sie und fragt, wie sie zu Gott beten würden. Die verlegene Antwort: „Wir sind drei, du bist drei – steh uns bei!“ Der Bischof ist entgeistert über den gänzlichen Mangel an religiöser Bildung, nicht einmal das „Vater unser“ ist bekannt. Das immerhin versucht er, ihnen mühsam beizubringen.

Er verabschiedet sich, als er überzeugt ist, Erfolg gehabt zu haben. Kaum ist er auf dem Schiff, eilen ihm die drei Hand in Hand über das Wasser entgegen und rufen verstört, sie hätten es schon wieder vergessen; gerade den Anfang kennten sie noch. Der Bischof wirft sich ergriffen nieder und fordert sie auf, weiterzubeten wie bisher, Gott würde sie hören. Die drei verbeugen sich erleichtert und gehen beruhigt über die Wellen zurück zu ihrer Insel.

Nett nicht? Und jetzt muß ich doch kurz theologisch werden (und sozusagen den Bischof vermahnen). Die alte Kirche hat früh erkannt, daß der Glaube mindestens zwei wesentlich verschiedene Seiten hat, dafür bestehen variierende Formulierungen, eine lautet, es existiere der Glaube, der glaubt (lateinisch „fides qua creditur“), und der Glaube, der geglaubt wird („fides quae creditur“). Diese Geschichte meint nun (so nett der Rekurs auf die Dreifaltigkeit ist) eventuell, daß man vom zweiten eigentlich absehen könne, daß auch der schlichteste einfach so in den Glauben quasi ohne Worte hineinspringen dürfe und dann wäre alles gut und wunderbar, und der ganze Ballast von Tradition und Überlieferung, von Glaubensgeschichte und -symbolen sei sehr nachrangig, eher störend.

Wo wir kurz vor Pfingsten stehen, das ist in der Tat die Lieblingsüberzeugung aller Schwarmgeister der letzten 20 Jahrhunderte. Und worauf ich aus meiner erworbenen Überzeugung nur antworten kann, nein, zur Menschwerdung Gottes gehört auch deren sichtbare Spur in der Geschichte, von den Bekenntnissen der Kirchenväter bis zur in Jahrhunderten gewachsenen Liturgie, daran ist im Kern nichts nebensächlich oder nachrangig.

Ich bitte um Vergebung, derartige Belehrungen sollen an dieser Stelle so bald nicht wieder vorkommen.


Bei der Festlichkeit des vergangenen Donnerstags (und ja, ich meine das Ereignis, das dem Himmelfahrtsgeschehen an Eindrücklichkeit kaum nachstand (es wurde berichtet)) dachte ich so bei mir, 'den Wildrücken hättest du so rosa nicht hinbekommen, aber dein Lachs ist besser'. Also schaute ich gleich am darauffolgenden Sonntag, ob man das wirklich so behaupten könne. Man kann (dafür habe ich den Spargel ziemlich zerkocht).


Wer hier gelegentlich hineinschaut, kennt alles zu Genüge – auf Butterschmalz im Bräter und im Ofen zubereitet, bestreut mit Dill und beigefügtem Thymian, Rosmarin und Oregano (nebst Pfeffer und Salz natürlich). Meine typische Spargelsauce habe ich schon hinreichend oft beschrieben (es ist nun mal die Saison und bis Johanni ist es ja nun auch nicht gar so lang mehr hin). Vom Lachssud habe ich versucht, eine Sauce unter Beifügung von Weißweinessig zu verfertigen, nun ja.


Es war ein leicht schattiger Tag, was den Bildern einen gewissen Grünstich verschaffte, das sieht insbesondere bei Fisch nicht unbedingt einnehmend aus. Aber ich hoffe, ich habe die visuellen Lebenszeugnisse hinreichend zurechtmogeln können. Es brauchte nicht einmal viel, hier eine Nuance weniger, woanders eine leichte Aufhellung, und der passende Ausschnitt, der rettet meist eine Menge. Das ist fast wie im wirklichen Leben.



nachgetragen am 4. Juni

Keine Kommentare: