Donnerstag, 29. Mai 2014

Himmelfahrt & eine Hochzeit


Diese Worte wollen nur eine Predigt von Herrn Roloff ankündigen, die er anläßlich einer Hochzeit gehalten hat, und die viel gelobt wurde, die Predigt, auch von solchen, die nicht unbedingt dafür bekannt sind, Predigten zu loben: „Ich bin kein verlorenes Schaf, ich bin nur noch nicht gefunden worden“.

Wie auch immer. Der Akku meiner Kamera fiel aus, nach wenigen Photos, so wurde ich immerhin durch dieselbe daran erinnert, daß man so etwas als geladener Gast auch nicht wirklich tut; der mit Sicherheit unprominenteste (noch ein Grund mehr, sich in Zurückhaltung zu üben). Meine Kenntnis über Hüte und auch über Bildhauerei hat enormen Zuwachs erlitten, nebenbei bemerkt, und jetzt folgt sogleich Herr Roloff. Es war übrigens alles recht angenehm.

Nachtrag:

Soeben sehe ich diesen Link zu einem Artikel einer Zeitung, die hier mit Sicherheit noch nie erschien, doch es gibt sogar ein nettes Video darin, also gebe ich es einfach weiter.




Ansprache zum Himmelfahrtsgottesdienst 2014 in Zislow/Mecklenburg mit der Taufe von Antje Langer und der Trauung von Antje Langer und Peter Michael Diestel


Taufspruch: 1Mos 26, 24b
Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir und will dich segnen.

Trauspruch: Röm 12,12
Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserm Vater und unserm Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Antje, lieber Peter,
liebe Festgemeinde,

schon immer besaß der Himmelfahrtstag eine besondere Bedeutung für die Beziehung zwischen diesem Ort und Dir, Peter. An einem Himmelfahrtstag hast Du ihn gleichsam in Besitz genommen. Immer haben sich an ihm Freunde versammelt. Von heute an wird dieses Fest für Euch beide etwas ganz Besonderes sein.

Was ist das für ein Tag?

Im Kern feiert die Kirche in einer gewissen Weise den Abschluss des Heilswerkes ihres Gottes. Der Weg des Sohnes, der Mensch geworden ist, in unserer Welt gegenwärtig war, der gelitten hat, am Kreuz gerichtet wurde und am dritten Tage auferstand, kommt nun an sein Ziel. Christus nimmt heute seinen himmlischen Platz ein. Dieser Tag ist ein Thronbesteigungsfest. Wir feiern das Königtum unseres Gottes. Christus hat seinen Platz und die Welt ihre Ordnung gefunden.


Was immer uns das im Einzelnen noch zu sagen hat, so glaube ich hier zu erkennen, warum Euch dieser Tag ein so besonderer ist. Auch Ihr habt nach Eurem Platz gesucht, hofft darauf, ihn beieinander gefunden zu haben und wollt diese neue Ordnung der Dinge mit uns gemeinsam feiern.

Taufe und Trauung schenken uns Menschen nämlich derartige Ordnungen, durch die wir Anteil nehme dürfen an Gottes ewiger Ordnung. Sie lassen uns eine Schwelle überschreiten. Wir treten ein in die Welt der Liebe. Durch die Taufe empfangen wir das Siegel der Liebe Gottes zu uns, und bei der Trauung geben wir das Versprechen der Liebe zueinander vor Gott.

Sieben Stadien der Liebe unterscheidet nun Seneca. Das erste sei bereits in der Anziehung erreicht, die alle Dinge aufeinander ausüben. Nimmt man einen Stein, wie diesen, den mir meine Tochter Sophia als Glücksstein geschenkt hat, dann spürt man seine Schwere in der Hand, durch die selbst der Stein seine Sehnsucht nach Rückkehr an den Ort, von dem er genommen ist, zum Ausdruck bringt.

Das zweite Stadium zeigt sich in der Liebe jeder Kreatur zum eigenen Ich, in ihrem Drang zum Selbsterhalt. Manchmal hatte ich den sicher ganz unbegründeten Eindruck, dass Peter mit dieser Liebe ganz besonders gesegnet ist.

Das dritte Stadium liegt in unserer Hoffnung, uns in unseren Kindern weiter zu verschenken. Diese Liebe findet ihre Antwort in der Liebe unserer Kinder zu uns. Darum sage ich Euch den Kindern, freut Euch. Freut Euch auch da, wo Ihr manches jetzt vielleicht noch nicht versteht. Freut Euch darüber, dass Menschen, die Euch Mutter oder Vater sind den Mut haben, sich auf ganz Neues einzulassen. Der Glaube unterwirft niemanden, er schließt nicht ein, sondern er will Räume öffnen. Und von der Ehe hoffen wir das nach Kräften auch.

Das vierte Stadium zeigt sich in der Liebe zur Schönheit, die auch dem stolzen Pfau und dem verspielten Lamm und dem Fohlen eigen ist.

Das fünfte Stadium der Liebe sieht Seneca in unserer Hinwendung zur Weisheit und zur Wahrheit. Jeder Gottesdienst und jede Predigt sollte diese Liebe fühlbar machen, und so hoffe ich, Euch nicht zu langweilen, denn langweilig soll Liebe niemals sein.

Das sechste Stadium erst ist die Zuwendung und Annahme, die Menschen sich gegenseitig erweisen können. Man soll sich darum immer bemühen den ganzen Menschen zu lieben – die Einzelheiten können dann nämlich sein, wie sie wollen.

Als höchstes Stadium sieht Seneca endlich unsere Sehnsucht nach Ewigkeit, unsere Verehrung Gottes und unsere Hoffnung darauf, dass unsere Unvollkommenheit versöhnt werden wird.


Liebe ist immer Sehnsucht, die des Steins zu seiner Mutter, der Erde, genauso, wie die Sehnsucht zweier Menschen zueinander, und die aller Dinge nach ihrem Schöpfer.

Liebe ist gleichsam die Gravitationskraft alles Lebendigen, sie ist die ordnende Kraft des Lebens. Liebe liegt in allem. Sie ist geradezu das Prinzip der Schöpfung. Von Augustin stammt der packende Gedanke, der Mensch sei die Sehnsucht Gottes. Darunter kann man verstehen, dass Gott den Menschen auch aus Liebe zu sich selbst schuf, und der Mensch wiederum sich erst ganz durch seine tiefe Sehnsucht zu Gott verwirklicht.

Diese Überlegungen sind nun keineswegs nur theoretischer Natur und darum durchaus folgenreich für unser aller Leben. Wir erkennen uns hierin nämlich als Wesen, die die Liebe nicht hervorbringen müssen, sondern sie immer und überall entdecken dürfen.

Wer nach Wahrheit sucht, der findet überall Liebe. Nur darum konnte der Apostel schreiben: „Die Liebe höret nimmer auf“. Das heißt dann aber natürlich auch, Lieblosigkeit ist immer Irrtum. Liebe verbindet, mit dem eigenen Leben, mit anderen Menschen und auch mit Gott. Lieblosigkeit aber trennt uns, auch von unserem Schöpfer, sie wirkt den Tod. Nur die Liebe ist selbst dem Tode gewachsen, weshalb es im Hohelied Salomons auch heißt: „Liebe ist stark wie der Tod“. Nur die Liebe wird die Welt überdauern, weil sie schon zuvor gewesen ist. Sie ist fürwahr eine Himmelsmacht.

Wir Menschen haben nicht das Recht, sie ihrer Geheimnisse zu entkleiden und sie zu so etwas wie einem bloßen Gefühl zu machen, das den Wandelbarkeiten unseres Wesens unterliegt. Denn wenn die Liebe etwas wäre, was wir selbst hervorbringen, wie sollte sie uns dann auf unserem Wege hilfreich sein? Gerade wenn man auf diesem Wege schon mehr oder weniger weit fortgeschritten ist und viele eigene Erfahrungen gemacht, Enttäuschungen erlebt und sogar das Scheitern erfahren hat, kann man dem bloßen Gefühl ohnehin nicht mehr so trauen, wie man es in der Jugend tut und vielleicht ja auch tun muss. Wir lernen wenn wir älter geworden sind, dass wir die Liebe nicht hervorbringen können, sondern uns ihr überlassen sollen.

Wäre die Liebe nur ein Gefühl, dann dürfte ja auch die Kirche nicht auf ihre Forderung bestehen, an Glaube, Hoffnung und Liebe festzuhalten, selbst und gerade dann, wenn die Gefühle schwinden und der Boden unter uns wankt.


Wohinein legen wir nun unser Vertrauen?

Im Taufspruch von Antje und in Eurem gemeinsamen Trauspruch sind darauf Antworten gegeben.

Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir und will dich segnen.

Dieser Satz aus der ersten Schrift der Bibel greift bereits alles auf, was dann das ganze Buch durchzieht: Am Anfang steht immer die Aufforderung, sich aus der Furcht zu lösen, denn Furcht ist es, die uns daran hindert, das Wunder zu sehen. Das größte Wunder aber, von dem die christliche Kirche kündet, ist die Verheißung „ich bin mit dir“. Gott ist bei uns. Gott ist durch seine Menschwerdung bei uns. Dieses Wunder lässt wahr werden, dass nun und bis an das Ende der Zeit der Mensch der Weg Gottes durch diese Welt ist. Gott ist bei uns.

Und er will uns segnen. Je nachdem, von welcher Seite man sich diesem Wort zuwendet, bedeutet es entweder, etwas als sein eigenes zu bezeichnen oder einfach, jemandem etwas Gutes zu sagen. Mit der Taufe bezeichnet Gott uns als sein Eigentum, und er sagt Dir und Euch allen: Fürchtet Euch nicht!

Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.

Fröhlich sein heißt nicht unernst zu sein. Fröhlich sein heißt frei zu sein. Wir gewinnen diese Freiheit durch das Ausmaß unserer Hoffnung. Unsere Hoffnung ist es, die Gott in dieser Welt gegenwärtig werden lässt. Durch sie können wir auch in Zeiten der Trübsal geduldig bleiben. Geduld ist eine gewaltige Gabe. Sie vertraut darauf, dass auch lange schwere Zeiten, die es in jedem Leben gibt, überwunden werden, weil am Ende nur wichtig ist, mit seinem Gott in Verbindung zu bleiben. Und darum bleibt beharrlich im Gebet. Das Gebet ist die entscheidende Form, in der wir uns mit Gott verständigen.

Manch einer, der die beiden hier vorne kennt, der denkt vielleicht im Stillen: Was redet er nur, wir kennen Peter in vielen Rollen, aber nicht in der des stillen Beters.

Nein, ich weiß auch, er ist kein Mensch, der in mönchischer Weise auf den kalten Steinen kniet. Wer Dich aber erlebt, wie Du durch den Wald gehst und Dich Gottes Schöpfung anvertraust, der lernt, auch das ist ein Gebet. Im Leben ist es nämlich am wichtigsten, nicht, das man Gebete lernt, sondern das man in der eigenen Weise zu beten lernt.

Darum ist das auch mein Wunsch für Euch. Seid allezeit fröhlich, denn Ihr könnt Eure Hoffnung gründen in den lebendigen Gott, seid geduldig in schweren Zeiten und bleibt gerade in diesen beieinander, und scheut Euch niemals, Euch an Gott und aneinander zu wenden, denn dazu haben wir Menschen Gemeinschaft mit Gott und miteinander.

Und nun fürchtet Euch nicht, Gott ist mit Euch, er will und wird Euch segnen.

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unseren Herrn.

Amen


nachgetragen am 1. Juni

Sonntag, 25. Mai 2014

Sonntag &

poorly translated


Wozu eine abgebildete Idylle auch noch kommentieren? Ich hatte vorgestern (tatsächlich waren die Bilder erst am Montag hier zu sehen) voreilig versprochen, daß ich die dazu gehörenden Kommentare abends nachtragen würde. Da kam ich aber etwas ermattet von der Chorprobe und dachte... (siehe Satz 1). Inzwischen wurde ich bereits zurecht gerügt. Versprechungen haben etwas Tückisches an sich, das liegt einfach in ihrer Natur.

Der Sonntag war eine Melange aus ganz unterschiedlichen Zutaten, und wenn man jede einzeln getreulich aufzählen wollte, wäre der Gesamtgeschmack vielleicht nicht gar so zuckericht-sahnig, aber wozu sollte man das tun. Tatsächlich war das Geschmackserlebnis, sagen wir nuanciert abgerundet, was aber weniger mit dem Essen zu tun hat. Das war allerdings durchaus vorzeigbar.

Die Bilder sind aber wirklich alle vom Sonntag. Es müßte eigentlich damit beginnen, wie ich in einem dekorativen „Nachthemd“ in einer Art von amerikanischem Englisch in der Stadtkirche den Herrn preise; der Gospelchor, dem ich angehöre, hatte seinen Auftritt (und ein durchaus wohlwollendes Echo). Aber es gibt in der Tat Grenzen des Zumutbaren.

Zurückgeeilt, hatte Frau Mutter immerhin schon Kartoffeln und Spargel geschält und ging davon aus, daß damit das Sonntagsessen quasi fertig sei (ich müßte doch nur noch die „Knöpfe“ anstellen): Nun ganz so einfach war es denn doch nicht. Es mußten noch Koteletts gebraten werden (der Trick ist, sie erst kräftig anzubraten und dann im Ofen nachgaren zu lassen, dann werden sie nicht zäh etc.), eine Sauce aus dem Spargelwasser verfertigt etc. etc. Man fühlte sich über das propere Ergebnis fast versucht, die (zu recht) sehnsüchtig herüberschauenden Touristen herbeizunötigen, aber so exhibitionistisch veranlagt, sind wir denn doch auch wieder nicht. Und das muß dann als Nachtrag auch genügen.











Why to comment something that pretends to be an idyllic scene? The day before yesterday (actually the images could be seen here only since Monday) I prematurely promised that I would add the associated comments in the evening. But then coming back I was a little weary from choir practice and thought... (well look at remark No. 1). Meanwhile, I was already rightly censured. Promises have something wicked in itself, it is simply in their nature.

Sunday was a mix of very different ingredients, and if you wanted to list each individually faithfully, the overall taste would be perhaps not so sugar- or creamy-like, but why should someone do that? In fact, the Sunday taste experience was, shall we say nuanced rounded? But this has less to do with the dish. That was quite presentable.

However, the pictures are indeed all from Sunday. It really ought to start with how I praised the Lord in a decorative "nightgown" in a kind of American English in the town church; the gospel choir to which I belong, had ​​an appearance (and a quite benevolent echo). But there are in fact limits of what is presentable .

Hurried back to home, dear mother had already peeled potatoes (from Israel) and asparagus (from here) and expressed, in her opinion the Sunday dinner was almost ready (you only have to push the "buttons"): Well it wasn't quite that simple. I had to fry the chops (the trick is to sear them and then to continue with braising in the oven, so they aren't get stiff then, etc.), to make a sauce from the asparagus boiling water etc. etc. We felt about the neat result almost like “Go out to the roads and country lanes and compel them to come in” (because of the (quite rightly) longingly looking tourists behind the fence, but we are not that exhibitionist by nature. And this has to be a suffice supplement now.


Text folgt heute Abend folgte am 28. Mai

Freitag, 23. Mai 2014

„Madame Butterfly“ oder über das Erregende des Leidens


Einer der Vorteile davon, daß es einst in Deutschland zahlreiche (darunter nicht wenige kleine) Residenzen gab - sie hatten eigentlich immer ein Theater dabei, das in der Regel bis heute überdauert hat (jedenfalls was die demokratischeren Verhältnisse davon haben bestehen lassen).

So ist es auch an diesem Ort. Und heute habe ich mich also endlich aufgerafft, 4 Minuten Wegs zurückzulegen, um mir im Landestheater „Madame Butterfly“ von Giacomo Puccini anzutun (ich war schon von Bekannten gescholten worden, sie hätten mich in der Premiere vermißt). Ich war mir nicht sicher, ob ich einem ganzen Puccini gewachsen wäre.

Es gibt einen durchaus unfreundlichen Text von „Peter Panter“ (sprich Kurt Tucholsky) über „Lehár am Klavier“, in dem auch ein gern zitiertes Verdikt über Puccini enthalten ist: „Dabei klingen alle seine [Lehárs] Melodien ganz gleich, es ist gewissermaßen die ewige Melodie, und man kann sie alle untereinander auswechseln. Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

Nun habe ich ja von all dem keinerlei nähere Ahnung, aber irgendwie muß ich dieses Vorurteil, ohne es zu kennen, verinnerlicht haben. Nur zum Beweis (meiner Ignoranz), während sich meine Stimmung zunehmend aufhellte (trotz des unerträglichen „Binnenklimas“, die Hitze (+ der kürzlich  hinzugetretenen Schwüle) der letzten Tage hing noch im Theater), dachte ich bei mir irgendwann, 'das ist ja fast (Richard) Strauss' (Strauss und er konnten sich übrigens gegenseitig nicht ausstehen, aber das muß nichts besagen) und dann wieder, 'und das ist ein wenig älter, Verdi oder so' (siehe oben). Da macht er dem Wortursprung von kompositorisch wirklich alle Ehre („compono“ - Verstreutes oder an sich Getrenntes vereinigen, zusammenbringen etc. etc.). Und vor allem: Es macht alles einen großen Effekt.

Der einem mitunter genierlich ist, aber mein Gott, warum eigentlich, die Callas hat es gesungen!


Giacomo Puccini: Madame Butterfly,
gesungen von Maria Callas, "Un bel di vedremo"

Und diese „Zusammenschmelzung“ versorgt einen schon mit gewissen „Uff“-Momenten (wo alle Sprache versiegt). Es ist der Augenblick, wo man nach Luft schnappt, weil gerade eine Woge des unterschiedlichsten Seelenkitzels über einen hereingebrochen ist. Es muß etwas Protestantisches sein, dem Vergnügen zu mißtrauen. Und wo wir (um die Ecke rum) bei Gemeinheiten sind: Tucholsky schreibt in besagtem „Weltbühne“-Artikel (und nein, ich habe die Zitate woanders abgeschrieben, aber hier hat man eine wohl redigierte Version des ganzen Textes)

„Ein männlicher Kritiker sollte niemals etwas über Tenöre aussagen — wir sind da nicht kompetent. Wenn die Frauen so leise zerfließen, weil der Tenor im Falsett haucht: davon verstehen wir nichts, das ist ein physiologischer Vorgang, und Männer haben ja nur ganz selten einen Uterus. Wir müssen uns bescheiden: es ist dies eine Art, der Liebe teilhaftig zu werden, die uns verschlossen bleibt.“

Zurück zur Aufführung. Falls ich meine Begeisterung bisher zu gut versteckt habe, sei es festgehalten: Ich bin bzw. war begeistert. Nur allein das Bühnenbild. Ein konzentriertes und klares, ohne alberne Mätzchen, das durch eine raffinierte Farb- und Lichtregie die unterschiedlichsten Stimmungen suggestiv darzustellen vermag, (mit der Hilfe von etwas Kunstnebel) etwa eine düster beklemmende graue Traumsequenz, gelöste Frühlingsleichtigkeit bis zum fatalen Rot des Selbstmords im Finale. Die Theaterkritik der hiesigen Zeitung zeigt ein paar Bilder.

Die Interpreten aller Hauptrollen überzeugten, insbesondere im Zusammen-"Spiel" (sprich etwa im Duett; als Cho-Cho-San bzw. „Madame Butterfly“: Soojin Moon, als| Dienerin Suzuki: Lena Kutzner, als Leutnant Pinkerton: Alexander Geller, als Konsul Sharpless: Robert Merwald und als Heiratsvermittler Goro: Andrés Felipe Orozco, Herr Orozco beeindruckte insbesondere darstellerisch (man bekommt eine Ahnung, warum ein Jack Gleeson, Darsteller des König Joffrey in "Game of Thrones", darüber nachdenkt, seine Darstellerkarriere aufzugeben, weil er einfach zu überzeugend böse gespielt hat, und von den psychologischen Mechanismen, die hier greifen).

Übrigens gab es einen rührenden Moment vor Beginn der Vorstellung, es wurde angekündigt, Soojin Moon, die Sängerin der Titelpartie sei leicht indisponiert, sie würde zwar heute singen, bitte aber um Nachsicht. Nun, wenn die Dame aus Korea an dem Tag indisponiert war, muß es einen an besseren ja förmlich vom Theatersessel fegen. Ich habe zwei Stücke in den Weiten des Netzes gefunden, die mir (technisch gesehen) vorzeigbar erschienen, so gewinne man seinen eigenen Eindruck (man sehe hier und hier).

Soweit ich das erkennen kann, gibt es noch eine Aufführung am Sonntag, dem 1. Juni um 16.00 Uhr im Landestheater Neustrelitz. Meine Empfehlung, wenn bisher versäumt: Hinlaufen, so man kann!

Nur über das andere, das er auch noch mitliefert, die Seelenabgründe (und wie sie zu unterhalten vermögen), ach darüber mögen wir jetzt doch nicht mehr schreiben, da hören wir lieber wieder einmal mehr Frau Maria Callas für uns allein, stattdessen.


Giacomo Puccini: Madame Butterfly, "Coro a bocca chiusa" 

nachgetragen am 24. Mai

Sonntag, 18. Mai 2014

Sonntag &

roughly "translated"

Dieser Sonntag ist völlig im Regen versoffen. Was u.a. zu introspektiven Betrachtungen verleitet.

„Ich kann mehr als 5 Gerichte und außerdem ist das völlig ausreichend.“ Die Sonntagsküche meiner frühen Tage war eine Art Kinderkarussell mit 5 Sitzen (vielleicht auch 6, aber der will mir gerade partout nicht einfallen), belegt von:
Gulasch (halb und halb),
Königsberger Klopsen,
Rinder-Rouladen,
Schweinebraten und
Kotelett.

Ausgenommen die Zeit zwischen Oktober und Dezember; da gab es jeden Sonntag Ente, die wurden für diesen freudigen Jahresabschluß in großer Zahl gemästet. Und am Heiligen Abend erschien traditionell zur Abwechslung Hühnerfrikassee, danach dann wieder Ente.



Ich will gar nicht nicht garstig klingen, allenfalls auf gewisse „Friktionen“, nun ja, hindeuten. Wir hatten heute eine Art Kompromiß-Essen: Schnitzel (die Variante des Koteletts, halt nur ohne Knochen), verfertigt von meiner Frau Mutter aus ihrer seligen Erinnerung heraus. Von mir (ein leidlich gelungenes) Rumpsteak (mit Kräuterbutter, die immer noch im Kühlfach liegt, wie mir eben auffällt, das gemeinsame Kochen war wohl zu faszinierend).

Dazu Bohnen, gekocht mit Bohnenkraut. Und der erste Spargel der Saison. Und eine Spargel-Sauce aus dem Sud (mit Muskat, Zucker und Eigelb, das mir zu schnell geronnen ist, nun ja). Das Wetter verspricht, für die kommenden Tage glänzend zu werden. Hoffen wir einfach darauf.




This Sunday was completely drowned in rain. What, inter alia, led to introspective considerations.

"I can do more than 5 dishes and by the way this is fully sufficient!" The Sunday meals of my early days were a kind of children's carousel with 5 seats (maybe 6, but No. 6 simply doesn't occur to me at the moment), occupied by:
Goulash (half and half),
Königsberg meatballs (minced meat with capers and a sweet & sour flavoured sauce),
Beef roulades ,
Roast pork and
Chops.

Except for the period from October to December; because there was duck, every Sunday, which were fattened for this joyous annual times in large numbers. And on Christmas Eve traditionally a little break for a change, chicken fricassee appeared, then again duck.

I don't want to sound unkind, this is only a “hint” why it's not always that easy to find compromises for Sunday meals. Today's compromise was, everyone cooks what is dear to him: “Schnitzel” (the variant of chops, just without the bone) composed by dear mother out from her blessed memory. From me a (moderately successful) Sirloin Steak, braised with rosemary (and intended herb butter, which is still in the freezer, as I've just noticed; cooking together was probably too fascinating).

Then beans, cooked with savory. And the first asparagus of the season. And an asparagus sauce from the cooking liquid (with fresh nutmeg, sugar and egg yolks, which was coagulated to quickly, well, the taste hasn't taken any harm). The forecast promises shiny weather for the coming days. We'll hope it.


Freitag, 16. Mai 2014

Stein-Spiele


… Wir ordnens. Es zerfällt. 
Wir ordnens wieder und zerfallen selbst. 

Rilke, Achte Duineser Elegie









Sonntag, 11. Mai 2014

Sonntag &

poorly "translated"

Man sehe es mir nach, daß dieser Bericht eher ein kurzer Bildkommentar ist. Daran, draußen zu essen, ist momentan nicht zu denken (ich hatte anschließend einmal dem trügerischen Sonnenschein getraut und mich auf's Fahrrad gesetzt, eine Viertelstunde später kam ich völlig durchnäßt zurück), aber mein Sonnabend-Beitrag hat ja bereits ein paar Außenansichten geliefert. So ganz langsam wird es wirklich ein Garten.


Zum Essen: „Varietas delectat“, wußten schon die ollen Römer, folglich gab es heute etwas, was so noch nicht vorkam (keine Angst, es ist wahrlich nichts Sensationelles) – ein gefüllter Schweinebraten. Ein Schnitzelbraten mußte dafür herhalten, dem hatte die freundliche Fleischersfrau eine große Tasche zugefügt und dahinein stopfte ich also eine Mischung aus Hackfleisch, zerkleinerten Schalotten, kleingehacktem Thymian, Oregano und Rosmarin. Das ganze wurde im Ofen geschmort, ebenfalls auf besagten Kräutern (nur diesmal logischerweise unzerkleinert), ach so, ich hatte den Knoblauch vergessen, der sollte in die Füllung, nun wurde er halt hinterhergeworfen. Es war natürlich zu viel an Füllung, daher diese kleinen Buletten.



Immerhin wurde die Sauce reichlich gelobt und in gleichem Maße verzehrt. Als Serviette mußte wieder einmal Dürers Hase herhalten (ich dachte mir, wenn ich schon mit meinem Beitrag über Caspar David Friedrich nicht weiterkomme, soll wenigstens hier etwas „Kunst“ stattfinden). Und Hasenfutter gab es auch, ich habe an der Salattheke eines hiesigen Supermarkts so ziemlich alles zusammengeschüttet, was bei 3 nicht auf den Bäumen war und später obenauf kleine Radieschen-Rosen gesetzt (damit es netter aussieht).





Ach, und der Osterstrauß wurde eingemottet, genauer gesagt, der Behang (die Zweige genießen inzwischen die Ruhe des Komposthaufens, aber vielleicht entschließen sie sich ja auch, Wurzeln zu schlagen, mitunter wird man überrascht, gut, selten), darum am Ende ein paar der Motive. Und das muß an Idylle für heute genügen.



Please pardon me, but this time my “report” will rather be a short caption. Eating al fresco is currently something you cant warrant serious consideration (I trusted the deceptive sunshine later for a (weak) moment, put this old body on my bike, a quarter of an hour later I came back, completely drenched), but my Saturday post has already delivered a few views from the outside. So slowly it becomes a garden really.

The dish: "Varietas delectat" the ol' Romans already knew, hence there was something this time that not yet occurred (don't worry, there's truly nothing sensational) - a stuffed pork roast. The friendly butcher woman cutted a cave into the roast and thereinto I stuffed today a mixture of minced meat, chopped shallots, minced thyme, oregano and rosemary. The whole was braised in the oven, on the mentioned herbs (only this time, logically, un-minced), oh, I had forgotten the garlic, which should be in the filling, now it was just thrown into it afterwards. Of course it was too much filling, so this small meatballs were added.

After all, the sauce got plenty of praise and was consumed in equal measure. As a napkin Dürer's hare was abused once again (I thought to myself, since I get stuck still with my post about Caspar David Friedrich at least we will have some "art" here). And there was also some hare food to complete the picture, I've poured together at the salad bar of a local supermarket pretty much everything “that wasn't on a tree counting 3” (a German saying) and set later on top small radish roses (so it looks nice).

Oh, and the Easter bouquet was mothballed, more specifically, the decoration (the branches now enjoy the tranquility of the compost pile, but maybe they decide to get new roots, sometimes you will be surprised, well, rarely), so at the end some pieces of it. And that has to be enough talking idyllic for today.