Montag, 29. April 2013

Zeitgenössisches


Ich hasse „Zeitgenössisches“ meist, und wenn ich nicht völlig in die Irre gehe, war ich nicht unerfolgreich in der Vermeidung, darüber zu sprechen. Aber sind wir doch einmal spontan, das hasse ich auch. Wenn es eine deutsche protestantische Landeskirche gibt, die völlig auf Sozialarbeiter- und Frauenbeauftragten – Niveau hinunterverrottet ist, dann ist es die Nordelbische, in die hinein sich die altehrwürdige Mecklenburgische Landeskirche meinte, auflösen zu müssen. Vielleicht war es damit aber eben auch nicht mehr weit her, wie auch immer.

Es gab einmal eine Art evangelischen „Vorwärts“, im Duktus vom sozialdemokratischen Original schwer unterscheidbar und ähnlich publikumsarm, das „Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt“. Das gibt es nicht mehr, heißt nun „chrismon“, erscheint monatlich und liegt Tageszeitungen bei, die ich mitunter lese, wie etwa der FAZ, so daß einem das Ding beispielsweise in die Hände fällt oder auf den Boden, und mitunter macht man dann den Fehler und hebt es davon wieder auf, um es zu lesen.

Ein gegenwärtiger Hamburger Hauptpastor schrieb dort letztens u.a. das folgende:
„Das Wort 'Einheit' lässt mich kalt. Vielleicht liegt es daran, dass ich so protestantisch bin. Denn Protestantismus ist erkämpfte und genossene Vielheit.“ Aha. Ich dachte, da wurde „jemand“ so sehr von seinem Gewissen gepeinigt, daß er selbst den Bruch der Kirche hinnahm und darüber im Alter gelinde gesagt unfroh wurde. Und später:

„Von der Gelassenheit ist es nur ein Schritt zur Toleranz. Bei ihr aber sollte man nicht stehen bleiben. Denn Toleranz ist bloß die friedliche Duldung anderer Auffassungen. Deshalb muss man von der Toleranz zur Anerkennung fortschreiten, zur Fähigkeit, im Spiegel des anderen eigene Grenzen zu erkennen und sich von den Charismen anderer anregen zu lassen.“ Es folgt nach dieser weichen Sauce eine der üblichen salvatorischen Floskeln „Dies ist keine reine Freude, sondern oft mit echten Anfechtungen verbunden.“ Der Ärmste.

Menschen wie jener haben offenbar vergessen (wenn sie es je gewußt haben), daß Religion eine Sache auf Leben und Tod ist. Der Gründer der christlichen starb eben deshalb. Das macht die Dinge oft nicht einfach. Aber warum sollte es einfach sein, wenn das Wesen aller Dinge gemeint ist. Mein erster Impuls war zu sagen, hier ist das Christentum ins Schauspielerhafte abgedriftet, aber das wäre eine unnötige und peinliche Beleidigung ernsthafter Schauspieler, die einen wesentlichen Beruf ausüben. Welcher hier ausgeübt wird. Ich weiß es nicht. Irgendeiner, bei dem die Wahrheitsfrage wohl schon lang unter der Fußmatte verschwunden ist, aber so genau wollen wir das alles gar nicht wissen.

Nachtrag: Ich habe nichts gegen Sozialarbeiter, ganz im Gegenteil; solange ihre Rolle nicht im falschen Stück mißbraucht wird.

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