Mittwoch, 10. April 2013

Mecklenburgisches & eine Erinnerung an Waugh

Großherzogliches Wappen von Mecklenburg

Bevor wir ein wenig „Mecklenburgica“ treiben, soll daran erinnert sein, daß Arthur Evelyn St. John Waugh am 10. April 1966 starb. Der Herr Morgenländer hatte die grandiose Idee, ihm eigens einen Blog zu widmen, genauer gesagt: „Auf diesem Blog haben sich einige Blogger zusammengetan, um gemeinsam Evelyn Waughs 1945 erschienenen Roman 'Brideshead Revisited' zu lesen und Gedanken zu dem Buch auszutauschen.“ Das ist alles immer noch sehr lesenswert, abgesehen von meinen eigenen Beiträgen natürlich. Ich mußte das unbedingt zuvor erwähnen.

Jagdschloß Gelbensande 

Wir kommen zum eigentlichen Gegenstand unserer heutigen Betrachtung - Großherzog Friedrich Franz III. von Mecklenburg (-Schwerin). Otto Vitense, von dem die letzte ernstzunehmende Gesamtdarstellung der Geschichte Mecklenburgs stammt (Gotha 1920), widmet ihm 7 ½ Zeilen, davon lauten die ersten 5: „Sein Sohn und Nachfolger Friedrich Franz III. (1883 – 97), ein durchaus wohlwollender und leutseliger Fürst, war wegen seiner schwachen Gesundheit gezwungen, fast alljährlich den Winter über fern von der Heimat  im Süden Frankreichs, in Cannes zu verweilen, wo er sich die 'Villa Wenden' erbauen ließ und auch am 10. April 1897 starb.“ Herzog Johann Albrecht, der dann die Regentschaft für den minderjährigen Sohn und Nachfolger; Friedrich Franz IV., führte, wird anschließend freundlicher von ihm bedacht.

Nun er hat auch in Mecklenburg gebaut. Das Jagdschloß Gelbensande bei Rostock ist unbedingt erwähnenswert (siehe obige Abbildung), es diente als Sommerresidenz, war nach dem Tod des Großherzogs Witwensitz der Großherzogin Anastasia und wurde noch einmal bedeutend als Verlobungsort (1904) für Prinzessin Cecilie von Mecklenburg (-Schwerin) und Kronprinz Wilhelm von Preußen. Die letzte Kronprinzessin des Deutschen Reiches war Mecklenburgerin (hier erfährt man ein wenig mehr). Schloß Cecilienhof im Neuen Garten in Potsdam ist von Gelbensande inspiriert.

Sein Vater schickte ihn auf das Vitzthumsche Gymnasium in Dresden, wo er sich durchaus ordentlich schlug (übrigens war dessen Besuch ein ungewöhnlicher Schritt in dieser Zeit). Stand und Verwandtschaft (schließlich war seine Großmutter eine Schwester König Wilhelm I.) brachten ihn ganz selbstverständlich in Umgang mit preußischen wie sächsischen Königen, er wohnte in Vertretung seines Vaters der Kaiserproklamation in Versailles bei, wurde von Papst Pius IX. empfangen...

Er reiste, auch aus gesundheitlichen Gründen, viel, nicht nur nach Cannes. Palermo, Rom, Venedig („dort haben wir vier Wochen lang des entzückendsten dolce farniente gepflogen, gewürzt durch liebenswürdige Frauen, angenehme Männer, poetische Gondelfahrten... ein Leben voll heiterer Abwechslung... “), Ägypten, Palästina, Konstantinopel, St. Petersburg. Seine Frau Anastasia (1879 heirateten sie) war die Tochter von Großfürst Michael Nikolajewitsch Romanow. Der entsprechende Wikipedia-Artikel ist sich über die eigentlichen Neigungen des Großherzogs (Regierungsantritt April 1883) sehr sicher, nun ja, das hinderte ihn aber offenkundig nicht daran, daß 3 Kinder aus der Ehe hervorgingen, darunter der Thronfolger und die besagte spätere Kronprinzessin Cecilie.

Daß die Regierungsgeschäfte aus der Ferne eher schwer zu erledigen waren, das mag so sein. Übrigens hat es das schon vorher in der mecklenburgischen Geschichte gegeben, die bei ihrem Fürstenhaus begabt ist mit merkwürdigen Charakteren, die aufs Ganze gesehen leider aber nicht so tüchtig waren wie die Brandenburger Verwandten. Aber ganz grobe Fehler kann man ihm ebenfalls nicht ankreiden. Er ist dann nach gesteigertem Leiden nie ganz geklärt gestorben, in Cannes. Ein kultivierter Mann, nicht ohne Geist, dem wohl vor allem die Physis die Möglichkeit stärkeren Wirkens verstellt hat, eine traurige Geschichte, eigentlich.

Hugo Berwald: Friedrich Franz III. von Mecklenburg, Ludwigslust 

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