Samstag, 30. März 2013

Osternacht


San Apollinare Nuovo in Ravenna, der Zug der Hl. Märtyrer

Dieses Ostern hat uns in verschiedener Hinsicht gewissermaßen auf dem falschen Fuß erwischt. Aber erfreulicherweise half uns Herr Roloff mit seinen beiden Osterpredigten aus, heute also seine Osternachtspredigt:

San Apollinare Nuovo in Ravenna

Predigt zur Osternachtsfeier 2013 in Schönhausen

Joh 5, 19-21

Die Gnade und der Frieden unseres auferstandenen Herrn seien in dieser Nacht und alle Zeit mit euch! Amen.

Liebe Gemeinde,

mit Recht nennt man den Raum, in dem wir uns befinden, ein Kirchenschiff. Keineswegs hat dies nur wegen der architektonischen Form Bedeutung. Wie auf einem Schiff reist das Volk Gottes durch die Zeit und hat dabei einen klaren Kompass, der seinen Blick nach Osten richtet.

Die Nacht und das Dunkel, durch die wir gezogen sind, erinnern uns wiederum daran, dass auch die Schöpfung ihren Ausgang in völliger Dunkelheit nahm. „Es war finster auf der Tiefe“, so heißt es in der Genesis.

Finsternis und Dunkelheit sind auch unsere bestimmenden Vorstellungen, wenn es um den Tod geht. Von der Todesnacht ist dann oft auch die Rede.

Was immer man noch über diese Seelenbilder sagen könnte, zunächst machen sie uns wieder aufmerksam für den Zusammenklang zwischen der ersten Schöpfung Gottes, die im Ruhen des Schöpfers ihr Ende gefunden hat, und der neuen Schöpfung in Christus, die geradezu im Sterben, in der Todesruhe des Herrn, aus dem Grab heraus ihren Anfang nahm, und der für die Osternacht besonders charakteristisch ist und ihre Liturgie bestimmt.

Dieses Miteinander von Schöpfung und Erlösung bildet den Hintergrund zu den Worten Jesu aus dem Johannesevangelium, über die zu predigen ist:

„Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. 20 Der Vater aber hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, daß ihr euch verwundern werdet21 Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, also auch der Sohn macht lebendig, welche er will.“

Darum bleibt auch die Finsternis nicht die einzige Parallele, die uns das Geschehen erhellt. Blicken wir zurück auf das Kreuz, an dem der Herr gehangen.

Vom Evangelisten Johannes wissen wir auch, dass ein Soldat Jesus die Seite mit der Lanze geöffnet hat. Er verwendet dabei absichtsvoll dasselbe Wort, das im Alten Testament in der Schilderung der Erschaffung Adams gebraucht wird.

Damit steht uns klar vor Augen, dass das unbedingte Voneinander und Füreinander von Christus und der ganzen Menschheit, vom Herrn und seiner Kirche bereits im Schöpfungsgeheimnis angelegt war und durch den Menschen gelebt werden konnte und bis heute gelebt wird.

Die Kirche hat ihren Ursprungsort in der geöffneten Seite des sterbenden Christus. Hier steht Christus bereits im Sterben wahrhaftig schon siegreich als der neue das Leben bewahrende und verschenkende Adam da. Die geöffnete Seite wird zum machtvollen Zeichen für Christus, der ganz Mensch für die anderen ist und gerade darin tut, was er den Vater tun sieht. Es wird uns hierin eben auch das Wesen des Schöpfungshandelns offenbart, das nämlich gerade darin liegt, dass auch Gott sich geöffnet hat.

Ein Zweites tritt hinzu, das den Zusammenhang zwischen Christus und seiner Kirche deutlich werden lässt. Wasser und Blut strömen aus der Seitenwunde Jesu. Schon immer haben die Christen darin die Grundsakramente der Kirche erkannt, die Taufe und das Abendmahl. So wie Gott sein Volk durch die Fluten des toten Meeres geführt und es mit Manna gespeist hat, so werden wir durch das Wasser der Taufe gerettet und durch sein Mahl genährt, gerade weil wir darin Anteil an dem Tod Gottes nehmen. Nur, weil wir von IHM genommen haben, können wir auch füreinander sein.

Es ist eben nicht dasselbe, ob man tatsächlich bis zur Selbstaufgabe füreinander lebt oder sich eben nur voneinander verschafft, was man gerade in diesem Augenblick als ein Bedürfnis fühlt. In dem einen nämlich gestaltet sich das Christ werden als Mensch werden, und in dem anderen vollzieht sich im Ergebnis eine fortschreitende Entmenschlichung.

Darum auch können wir auf das Kreuz als das eigentliche Siegeszeichen der Kirche blicken, denn an ihm beginnt, was durch das leere Grab dieses Ostermorgens besiegelt wird. Bereits am Kreuz durchbricht der Herr die Grenzen der eigenen Leiblichkeit und verschenkt sich an die Menschheit. Er kommt zu uns, und in wirklicher Weise hat sein Wiederkommen, das wir erwarten, bereits am Kreuz begonnen. Christus kommt zu uns im Sakrament. Nur wo wir das Sakrament als tatsächliche Heilstat Gottes verstehen, die sich in die Reihe der Taten einordnet, die er an seinem Volk Israel getan hat, da werden wir seinem Wesen gerecht. Der Sohn tut darin, was er gesehen hat, dass auch der Vater es tut.

Wir dürfen also sicher sein, dass Christus zu uns kommt, dass sein Leben, sein Sterben und seine Auferstehung ein Kommen Gottes zu uns Menschen ist. Wohingegen wir besonders in dieser heiligen Nacht in diesem steinernen Schiff gewahr werden können und müssen, dass die Kirche nichts anderes ist als die Weise, in der die Welt  ihrem Erlöser entgegen geht.

Leben entsteht aus der Begegnung. Nur darum ist die Gemeinschaft von Mann und Frau von dieser zentralen Bedeutung auch für unseren Glauben. Das ewige Leben aber hat keinen anderen Ursprung und kein anderes Ziel als die Begegnung mit dem Gott, der selbst das Leben ist. „Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, also auch der Sohn macht lebendig, welche er will.“

Dies allein ist es, was wir in dieser Nacht feiern und bekennen. Gott hat sich ganz zum Menschen-für-uns gemacht und überwindet darin selbst den Tod. Er hat uns mit hineingenommen in die Liebe, die der Vater für ihn bezeugt. Die Liebe, von der in der christlichen Gemeinde die Rede ist, hört damit auf, ein wankendes und unbeständiges Gefühl zu sein. In der Liebe nehmen wir Anteil am innersten Wesen des dreieinigen Gottes selbst. Nur darum kann die Kirche so drängend bitten: Bleibt in dieser Liebe. Gott wird uns Werke zeigen, dass wir uns verwundern werden!

Kraft der unserer Kirche verliehenen Autorität und in der Gemeinschaft der Zeugen aller Zeiten verkündige ich euch voller Freude: Der Herr ist auferstanden!

Ich wünsche Ihnen allen ein gnadenreiches und gesegnetes Osterfest!

Amen

Der Friede des Auferstandenen bleibe alle Zeit mit euch! Amen
Thomas Roloff

2 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

Thanks for sharing. Pastor Roloff's words are always worth reading.

MartininBroda hat gesagt…

I told him your opinion about his words & he is greeting as well.