Freitag, 31. August 2012

Über Eichbäume &



Friedrich Hölderlin

Die Eichbäume

Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges!
Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich,
Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen.
Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen
In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel,
Der euch nährt' und erzog, und der Erde, die euch geboren.
Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen,
Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel,
Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken
Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.
Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
Könnt' ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer
Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben.
Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich,
Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd' ich unter euch wohnen!


Im Schutze eines großen Steins in diesem Garten versucht seit einigen Jahren ein Eichensetzling, der sich selbst gepflanzt hat, am Leben zu bleiben, und zu wachsen. Seit ich die „Pflege“ dieses Orts vollständig selbst übernommen habe, sind seine Chancen gestiegen. Daher das Bild.

Ein aufgedrängter Post. Die Geschichte: Ach, ich zitiere einfach den Herrn Morgenländer, obwohl mir die Sache längst übel aus dem hiesigen Regionalblatt entgegenroch:

„Ein 'Symbol für Deutschtümelei und Militarismus' sei die Eiche, befand der 'Antifaschistische Fuchsschwanz' und fällte den Baum, den man am Wochenende in Rostock-Lichtenhagen gepflanzt hatte, um an die pogromartigen Ausschreitungen gegen Flüchtlinge vor zwanzig Jahren zu erinnern.

Die ZEIT findet das zwar nicht nicht schön, nennt das Pflanzen einer Friedenseiche aber eine 'unglückliche Idee'.

Wir lernen also, dass nicht nur ein Gespräch über Bäume, sondern auch das Pflanzen von Bäumen ein Verbrechen sein kann, jedenfalls wenn man der Logik linker 'Antifaschisten' folgt.“

Ich mag zum Lokalblatt nicht verlinken, denn das Gruselige ist, wieviel verdruckste Sympathie einem da entgegendumpft. Dumpfheit kann man hier. Was schreibt man aber dann?

Was ist das für eine Mentalität, die überall nach Spuren des Deutschen sucht, selbst den vermeintlichen (gut; hier, das Eichenlaub auf den Schulterblättern etc.), nur um zu versuchen sie auszulöschen.

Es ist, als sei man in einen wüsten SF-Film geraten. Man schaut auf die Spuren des Bösen, sie sind klein, fast skurril, man sieht, wer sich in Stellung begibt, sie zu verniedlichen, sie zu verteidigen, bedeutungs-schwangere Beschwichtigungen abzuliefern und weiß den selben Moment, sie gehören demselben Wurzelwerk an. Es gibt zwei davon in dem Land, ein altes beschädigtes, das angegriffen ist, und ein anderes, das eben diese Auslöschung will.

Über dem Wurzelwerk, im Freien sind einst schlimme Dinge geschehen, vor langer Zeit, aber sie haben das Land in seiner Seele geschwächt. Seither gibt es eine seltsame Art von Wesen. Sie nähren sich von den vergangenen Verbrechen wie an einer giftigen Frucht, die sie völlig gefangen nimmt, sie berauschen sich an ihr, sie gibt ihnen das Gefühl der Rache, der Größe, der Genugtuung, die das Zerstören verschafft. Und so haben sie aus der Vergangenheit eine Droge für sich gemacht.

Manche Alpträume hören nicht auf, seit man aufgewacht ist. Daher ist es ein aufgedrängter Beitrag. Was aber dann zu sagen, zu sich selbst? Wenn Alpträume die Dinge so klar aufzeigen, dann besser wohl dem beispringen, das mit soviel jahrhundertealtem Recht nach Hilfe ruft und die eigene angeborene Feigheit verleugnen versuchen, etwas wenigstens.

Mittwoch, 29. August 2012

Nachträge & andere Mühseligkeiten


Die wesentlichen Dinge brauchen mehr als ein Leben, um sie halbwegs erklären zu können. Also ist es ein von vornherein verlorenes Spiel. Aber Dichtung vermag einem immerhin eine Ahnung (oder die Illusion davon) zu verschaffen, man hätte etwas ergriffen.

Ich habe endlich die Nachträge zur Auswahl aus einer Anthologie von 1921 verfertigt, ausschließlich illustriert mit Bildern von Lovis Corinth. Man findet sie hier.

Und wo wir bei der Anzeige von Nachträgen sind. Über das nahegelegene Belvedere hatte ich dann endlich dort etwas geschrieben. Nur einige Anmerkungen diesmal.

Herr Morgenländer war so tapfer, über Anselm von Canterbury zu schreiben; ich bin davor schon mehrfach zurückgeschreckt. Und bevor ich mich allzu schlecht fühle. Ich hab früher mal ein wenig zu Heraklit zusammengebracht, das nicht so übel war, denke ich, obwohl unvollendet.

Ich habe letztens mit wieder stark anwachsendem Vergnügen den Blog SILVAE gelesen, John Locke mag nicht mein Lieblingsphilosoph sein, aber dennoch war dieser Beitrag ein Teil meines Vergnügens. Es gab noch einen anderen Beitrag, der mir letztens gefallen hatte, ich kann ihn gerade nur nicht wiederfinden.

Anteilnahme verschafft einem oft das trügerische Gefühl, man hätte Teil an Dingen, die man tun sollte, irgendwie. Ich zum Beispiel, sollte mich besser mehr bewegen, was mache ich stattdessen, veröffentliche einfach einen Schnappschuß, der dieser Tage entstand.


Dienstag, 28. August 2012

2 Heilige - Über Augustinus und Monika


Jaume Huguet,  Die Weihe des Hl. Augustinus, nach 1466

„Homo desiderium dei.“ – „Der Mensch ist die Sehnsucht nach Gott" oder „Der Mensch ist die Sehnsucht Gottes", es läßt sich in beiden Richtungen übersetzen und beides ist wahr.

Das war jetzt teilweise ein Selbstzitat, das Wort selbst stammt vom Hl. Augustinus, und hier habe ich einmal ein wenig darüber geschrieben. Mir ist die Verpflichtung diesmal abgenommen, an den Kirchenvater zu erinnern, aber wie die Überschrift andeutet, geht es heute nicht ausschließlich um ihn.

Der Tag des Gedenkens an die Hl. Monika wurde im vorigen Jahrhundert auf den 27. August gelegt, einen Tag vor dem Festtag ihres Sohnes, des Hl. Augustinus. Herr Roloff hat das nachfolgende Kalenderblatt geschrieben, das sich auf beider Verhältnis focussiert.

Ary Scheffer, Hl. Augustinus und Hl. Monika, spätestens 1858

Monika und Augustinus 
– Mutter und Sohn 

Gedanken am Ende des August

Am Ende des Monats August wird in der Kirche das Gedenken an die Heilige Monika und den Heiligen Augustinus gefeiert. Das gibt uns die Gelegenheit über ein im Leben maßgebliches Verhältnis nachzudenken, nämlich über das von Mutter und Sohn. Augustin war der Sohn Monikas. Ganz im Gegensatz zu Maria, die den vollkommenen Gehorsam ihres Sohnes zu tragen hatte, litt Monika am Ungehorsam Augustins, der sich der christlichen Familie absichtsvoll entzog.

Monika wurde im Jahr 332 in Thagaste im heutigen Algerien geboren. Durch ihr vorbildliches Christentum bekehrte sie ihren Mann, der Stadtrat in Thagaste gewesen ist. Sie w ollte auch ihren am 13. November 354 geborenen Sohn im Glauben verwurzeln. Dieser entzog sich ihr aber und ging in die Weltmetropole Karthago, wo er begann, ein Leben zu führen, das in den Heiligenlegenden gewöhnlich als ausschweifend charakterisiert wird, worunter man sich alles Mögliche vorstellen kann und wohl auch vorstellen muss. Später ging Augustin nach Rom und Mailand, ohne an seinem Wandel etwas zu ändern. Gleichzeitig war er aber auch ein hoch begabter junger Mann, der erfolgreich studierte, Professor der Rhetorik wurde und sich für Lehren begeisterte, die dem Christentum in jener Zeit sehr zusetzten.

Seine Mutter aber reiste ihm nach, redete auf ihn ein und versuchte ihn wieder und wieder zu bekehren, sie blieb damit aber erfolglos und litt darunter. In Mailand kam es dann für Mutter und Sohn zur schicksalhaften Begegnung mit dem Bischof Ambrosius. Seine Predigten faszinierten Augustin, gleichzeitig wurde er Beichtvater Monikas, die ihm ihre Sorgen klagte. Ambrosius gab der geplagten und verletzten Frau seinen berühmten Rat, „Monika solle weniger mit ihrem Sohn über Gott als mit Gott über ihren Sohn reden“. Der Seelsorger verweist die Mutter in das Gebet zu dem, der die Not wenden kann, und rät ab von Mühen und Plagen, die vergeblich bleiben müssen, weil wir den Menschen zum Glauben nicht zwingen können.

Nun kommt es zu einem der berühmtesten Bekehrungserlebnisse der Weltgeschichte. Augustin liegt unter einem Feigenbaum, hört eine Kinderstimme, die ihm zu rufen scheint: „Nimm und lies“. Er greift zur Bibel und gerät an den Paulussatz: „Lasset uns ehrbar wandeln als am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Kammern der Unzucht, nicht in Hader und Neid; sondern ziehet an den Herren Jesus Christus und wartet des Leibes, dass nicht Begierden erwachen.“ (Röm 13, 13-14) Dieser Augenblick ändert alles. In der Osternacht 387 lässt Augustin sich taufen und will gemeinsam mit der Mutter nach Nordafrika zurückkehren. Auf der Reise aber stirbt Monika in Ostia, dankbar diese Wende noch erlebt zu haben. Augustin zieht sich in klösterliche Gemeinschaft zurück, wird 391 zum Priester und bereits 395 zum Bischof der Stadt Hippo Regius geweiht. Er wird zu einem der bedeutendsten Theologen der Kirchengeschichte. Seine Vorstellungen von der Erbsünde, der göttlichen Gnade und der Prädestination prägen die Lehre der Kirche und haben nicht zuletzt Martin Luther zutiefst beeinflusst. Augustins Bekenntnisse und sein Buch „Vom Gottesstaat“ sind Ecksteine christlicher Literatur.

Möglich geworden ist dieser Weg wohl nur, weil die Mutter dieses großen Mannes in ihrem Bitten nicht nachgelassen hat und es am Ende auch an den zu richten verstand, der den Weg jedes Menschen an sein Ziel zu führen weiß. So ist ihr Beharren wohl ganz ähnlich dem unbedingten Ja zu Gott, das Maria sprach, bevor sie noch Mutter geworden war.

Berühmt ist die Geschichte, nach der Augustin  am Meer entlang geht und einem kleinen Jungen begegnet, der mit einer Muschel Wasser schöpft. Als der Heilige ihn fragt, was er tue, antwortet das Kind: „Dasselbe wie Du!  Du willst die Unergründlichkeit Gottes mit deinen Gedanken ausschöpfen genauso wie ich mit meiner Muschel das Meer! Am 28. August des Jahres 430 ist Augustinus gestorben, während Hippo von den Vandalen belagert war.
Thomas Roloff

Montag, 27. August 2012

abends



Oskar Loerke

Nirwana

    Das Tal ist wie aus klarem Golde,
    Es stehn im Tale ohne Hauch
    Die Bäume schief wie Trunkenbolde
    An Seen diamantenen Lichts.

    Das Tal vergeht zu goldnem Rauch
    Und dann zu goldnem Traume
    Und dann zu goldnem Raume
    Und dann zu goldnem Nichts.



Sonntag, 26. August 2012

Sonntag &

poorly translated

Wir hatten heute viele Arten von Wetterwechseln, im Moment ist es stürmisch und regnerisch, nachmittags gab es immer wieder Momente von gleißendem Sonnenschein und erwartbar nachfolgender Wärme, in einem solchen entstanden die Bilder. Das heißt, der Tisch lag zur Hälfte nahezu im Dunkel, da die Terrasse überdacht ist, entsprechend merkwürdig sehen die Photos aus.


Das Essen war zum Glück eher nicht merkwürdig, jedenfalls nicht im zweifelhaften Sinn. Erfreulicherweise war das Rindfleisch diesmal von wirklich guter Qualität, auch das Schweinefleisch war in Ordnung. Das Ganze hatte im Ofen geschmort, auf Zwiebeln, Butterschmalz, frischem Thymian, Oregano und Rosmarin.



Dazu gab es Pfifferlinge, erst in der Pfanne geschmort und dann mit Bratenfond abgelöscht. Sie sehen dann doch etwas merkwürdig aus, das lag daran, daß, als ich anfing, sie mit Mehl zu bestäuben, bemerkte, daß sie einfach zu viel Fett enthielten, ich hätte also noch deutlich Flüssigkeit hinzufügen müssen und sie wären folglich am Ende in einer Art Pampe verschwunden, und genau das hasse ich. Deshalb sehen wir jetzt dort wenig, aber leicht verklumptes Mehl. Dem Geschmack war das nicht abträglich, der war sogar überhaupt durchgehend akzeptabel, was sogar von der anderen Tischseite her freiwillig eingeräumt wurde.


Today we had many kinds of different weather, at the moment it is stormy and rainy; in the afternoon there were often moments of blazing sunshine and expectable following heat, taking pictures in such a moment is well, difficult. This means the table was almost half in the dark, because the terrace is covered, according to it the photos are looking strange.

The food was fortunately not rather strange, at least not in a dubious sense. Thank God! The beef this time was of really good quality, and the pork was fine as well. The whole thing had braised in the oven with onions, butter, fresh thyme, oregano and rosemary.

In addition chanterelles, just simmered in the pan and then deglazed with the gravy. They indeed might look strange a bit, because, when I started to dust it with some flour, I noticed I used too much fat. Great! So they would have to need much more liquid to create something like a sauce and it would still end up in a big mud, and that's something I hate. Therefore we see small lumps of flour since I just stopped it then. The taste wasn’t suffering from it, just the opposite, it was consistently acceptable (I hate to praise myself) what was acknowledged by the other side of the table voluntarily.

Dienstag, 21. August 2012

Dies & Das &




Eigentlich gibt es hier nichts Bemerkenswertes zu vermelden, dies sind nur die Ergebnisse des heutigen Marktbesuchs. Aber bei der Gelegenheit fällt mir ein, daß ich gerade einige Beiträge beende, also nicht zu früh aufgeben, wie im richtigen Leben.

Sonntag, 19. August 2012

Sonntag &

poorly translated


Nachdem heute die Außentemperaturen gegen 21 Uhr endlich auf 27 °C „abgestürzt“ waren, gab es sogar noch das übliche Sonntagsessen. Vorher mußte ich allein beim Gedanken daran einen gewissen Fluchttrieb unterdrücken. Der späten Stunde geschuldet, sind die Bilder folglich etwas nostalgisch eingefärbt.

Ich hatte diesmal etwas von einem Rezept einfließen lassen, das meine Frau Mutter aufgestöbert hatte. Ich gebe zu, ich war zunächst etwas skeptisch. Aber da ich oft genug angemahnt hatte, wenn sie einmal mit etwas Neuem, käme würde ich es berücksichtigen, war ich gewissermaßen gefangen.




In Kürze: Hähnchenbrustfilets wurden in Zitronensaft und gehackten Kräutern (hier Rosmarin, Thymian und Estragon) und danach in Mehl gewälzt und angebraten, anschließend kamen sie in den Ofen zum weitergaren. Darauf wurden Zwiebeln und Champignons gebraten, die kamen später zu den Hähnchenteilen. Zum Schluß habe ich das Grün von Lauchzwiebeln kurz mit geschmort, das Ganze mit Rotwein abgelöscht und ziemlich viel Crème fraîche daran verschwendet.

Dazu, den Temperaturen angemessen, Reis, die dunklen Punkte auf dem Bild kommen vom Wildreis, den übrigens jemand chirurgisch auf seinem Teller beiseite tat. Aber wir hatten ja Zeit und die Gefahr, daß dabei das Essen kalt werden konnte, hielt sich nachvollziehbar in Grenzen. Durchaus akzeptabel das Ganze.





After temperatures "crashed" at around 9 in the evening finally to 27 °C we even had the usual Sunday dinner. Before this time I had to suppress an impulse to run away only thinking of it. Due to the late hour, the images might appear thus a bit nostalgic.

Tonight I used a recipe (with variations) discovered by my mother. I admit I was a little skeptical first. But since I have told her often if she would come with something new, I would consider it, so I was kind of trapped.

In short: Chicken breast fillets rolled in lemon juice and chopped herbs (here rosemary, thyme and tarragon) and then in flour and fried, then they went into the oven for further roasting. Then onions and mushrooms were braised, which later came to the chicken pieces. Finally I added the green of spring onions and braised it shortly, deglazed all with red wine and wasted pretty much crème fraîche on the whole thing.

Appropriate to the temperatures - rice, the dark spots in the pictures come from wild rice; someone was able to remove it nearly surgically putting it aside on the plate. But we had time enough since the danger for the food getting cold was nearly not existent in that heat. I would say the whole dish was pretty acceptable nevertheless.



Samstag, 18. August 2012

Über den Trost des Ideellen


Dieser Ort hat eine schwierige Physiognomie, genauer gesagt, die Stadt, der er zugehört. Einige markante übriggebliebene Zeugnisse der Backsteingotik bilden einen Rahmen, der überwiegend von zuviel Beton-Leere überfüllt wird, und das hat sich nach der sogenannten „Wende“ bruchlos fortgesetzt. Aber davon wollten wir gar nicht reden. Etwa 10 Fußminuten entfernt gibt es ein „Belvedere“. Das Belvedere ist zu Neubrandenburg ein wenig fremd, vielleicht war es das eher schon, aber jetzt ist es zweifelsohne so.

Der nahegelegene Tollensesee wurde von der letzten Eiszeit geschaffen, er wirkt stellenweise wie eine halbvolle Badewanne und seine Ränder sind daher häufig - Steilufer; ach ich vergaß zu erwähnen, die Natur immerhin ist hier durchgehend sehr eindrucksvoll. An einem Stück besonders eindrucksvollen nordwestlichen Steilufers beschloß ein mecklenburgischer Herzog also, ein Sommerhaus zu errichten.

Der Herzog hieß Adolf Friedrich IV. und ist übrigens von Fritz Reuter liebevoll beschrieben worden, das war 1775; ein eher schlichter Fachwerkbau, der später abgebrochen und (sic!)  in der Beguinenstraße (also in der Innenstadt) sorgfältig wieder aufgebaut wurde, als eine Heimstatt der Freimaurer (auch kurz nach/bei Kriegsende verbrannt). Gut, zuletzt war es eine Gaststätte namens "Tivoli".


Großherzogin Marie, Gemahlin des Großherzogs Georg, ein konservativer, aber nichtsdestotrotz (?) recht beliebter Regent seines kleinen Landes, ließ am selben Standort 1823 erneut ein Sommerhaus erbauen. Sie beauftragte dazu Friedrich Wilhelm Buttel, der dieses (inzwischen) „Großherzogtum“ vielfach mit seinen Bauten bereichert hat. Ungewöhnlich für ihn (und die Proportionen sind auch vielleicht nicht immer ganz glücklich, nun ja) schuf er es als bescheidenen dorischen Tempel. Der Tempel war eher ein Pavillon mit einem Saal, reich dekorierter Stuckdecke, Statuen, einem Kamin und einer kleine Küche, nebst Kammer. Es existiert eine Gedenktafel am Bau, die daran erinnert.


Auch dieses Land wurde von dem entbehrlichen Umsturz von 1918 berührt, er machte seinerseits das Belvedere funktionslos, es gab keinen Bedarf mehr für ein herzogliches Sommerhaus. In den 20er Jahren beging man auf dem Areal noch gelegentlich Volksfeste. Die nächste große Umgestaltung hingegen erfolgte 1934, als man sich entschloß, das Gebäude zum Ehrendenkmal für die im 1. Weltkrieg Gefallenen aus Mecklenburg-Strelitz umzugestalten. Das Belvedere wurde in eine offene Halle verwandelt, die Mitte des Raumes nahm ein großes, in den Boden eingelassenes Eisernes Kreuz ein.

Die Pläne hierzu stammten von Prof. Heinrich Tessenow (nicht unbekannt bspw. im Zusammenhang mit der „Neuen Wache“ in Berlin, die er ebenfalls zum Ehrenmahl umgestaltet hatte). Der Platz hinter dem Belvedere wurde von einer monumentalen Bruchsteinmauer mit Freitreppe eingefaßt. Der Ort veränderte folglich deutlich seinen Charakter weg vom eher Idyllischen.

Vielleicht sollte man noch erwähnen, daß Tessenow lange Jahre in dieser Stadt seinen eigentlichen Wohnsitz hatte, auch wenn er woanders lehrte. Um 1920 herum hatte er ein großes, altes Bürgerhaus erworben und für sich und seine Familie hergerichtet. Erst gegen Ende des 2. Weltkrieges zog er nach Siemitz bei Güstrow.


Wir stehen vor der nächsten Zäsur. Die Ehrung der Gefallenen des 1. Weltkrieges war nicht unbedingt eine Herzensangelegenheit der neuen Machthaber. Das Belvedere verfiel, die Ausgestaltung wurde teilweise demoliert. Immerhin begann man Ende der 70er Jahre das Gebäude wiederherzustellen, der Stadt schwebte ein Ort für Freilichtveranstaltungen mit großer Bühne vor, aber das Projekt wurde nicht vollendet. Erst 1995 wurde das Belvedere endgültig restauriert (ohne Freilichtbühne).

Und heute? Heute gibt es dort gelegentlich Konzerte, Sommerfeste wie die "Tangonacht", und seit hier auch Hochzeiten geschlossen werden können, was rege in Anspruch genommen wird, werden die Schmierereien schnell wieder entfernt, mit denen abseitig Veranlagte das Häßliche, das in ihrem Kopf haust, nach außen zu bringen suchen. Aber die meiste Zeit drückt sich an diesem Ort allenfalls ein Pärchen in einen Winkel oder ein Haufen junger Menschen hat seinen Spaß.

Der Titel deutet an, daß dieser Beitrag eigentlich eine andere Richtung nehmen sollte (doch nun ist die "Einleitung" schon so lang geworden). Denn das Belvedere ist nicht nur das einzige klassizistische Bauwerk Buttels, das auf uns gekommen ist. In der ganzen Region gibt es nichts von dieser Art, man müßte schon bis nach Neustrelitz, die alte Residenzstadt, gehen, da ist ein wenig übriggeblieben.

Und dabei wäre es doch ein willkommener Anlaß, angesichts dieser 4 wenigen dorischen Säulen einmal darüber nachzusinnen, was unsere Vorfahren dazu brachte, ihre Sehnsucht auf die lange vergangene Antike zu richten, und was sie darin zu finden hofften (ich verweise nur kurz auf Johann Heinrich Voß, der kommt aus der hiesigen Gegend). Für sie war ein Bauwerk offenbar mehr als ein nur nützlicher Baukörper, er hatte Teil an der Darstellung einer ideelen Ordnung, die den Menschen emporheben sollte. Aber all das sind Gedanken, die den meisten Menschen, inklusive Bauherren, des jetzigen Zeitalters wesensfremd geworden sind.
nachgetragen am 25. August

Freitag, 17. August 2012

Dienstag, 14. August 2012

Millais &

Christus im Haus seiner Eltern, 1850

John Everett Millais starb am 13. August 1896, ich hatte schon früher einmal einen Anlauf gemacht, über ihn zu schreiben, der aber im Entwurf steckenblieb, genauer gesagt, war ich mir nicht schlüssig, inwieweit der harsche Kritiker, den ich dort zitiere, recht haben könnte. Kurz zusammengefaßt: Millais habe in den späteren Jahrzehnten seines Wirkens sein unbestreitbares Talent an den Erfolg verschwendet. Tatsächlich löste sein Gemälde „Christus im Haus seiner Eltern“ 1850 wegen seiner ärmlich herben, lebensgetreuen Art noch einen großen Skandal aus.

Ophelia, 1852

Heute bekannter ist seine „Ophelia“ von 1852, die auch nicht eben Gnade vor den Kritikern fand (hier und hier lassen sich dazu ein paar interessante Details nachlesen, etwa, daß die Künstlerin Elizabeth Eleanor Siddal sich beim „Modelliegen“ eine schwere Erkältung zuzog, da Millais so in sein Werk vertieft war, daß er vergaß, die Kerzen auszutauschen, die unter der  Badewanne das Wasser warm hielten; ich selbst hatte mich auch einmal am Thema versucht, an der Gestalt, nicht am Bild, wie auch immer).


John Ruskin, 1854

Die Times schrieb "there must be something strangely perverse in an imagination which so uses Ophelia in a weedy ditch, and robs the drowning struggle of that lovelorn maiden of all pathos and beauty" und "Mr. Millais's Ophelia in her pool ... makes us think of a dairymaid in a frolic" (in etwa zu übersetzen mit: „es muß etwas seltsam Perverses in einer Phantasie wohnen, die Ophelia in einen verunkrauteten Graben versetzt und so dem Kampf des Ertrinkens dieses liebeskranken Mädchens alles Pathos und alle Schönheit raubt“ und am anderem Ort: „Mr. Millais Ophelia in ihrem Becken ... läßt uns an ein Milchmädchen in einem Scherz denken“).

Sogar der angesehene Kunstkritiker und Förderer von Millais, John Ruskin, fand zwar die Technik des Bildes "exquisite", äußerte aber Zweifel an der Entscheidung, dieselbe in eine Surrey-Landschaft zu versetzen und fragte, "Why the mischief should you not paint pure nature, and not that rascally wirefenced garden-rolled-nursery-maid's paradise?"

Während Millais hier also noch recht umstritten war, allgemeinere Akzeptanz verschaffte ihm eigentlich vor allem das Eintreten von Ruskin zu seinen Gunsten, waren seine späteren Historienbilder, Landschaftsdarstellungen, Kinderporträts und generell Porträts dagegen recht populär. Ruskin nannte das spätere Werk eine „Katastrophe“, nun es war sicher sehr breit angelegt, Millais selbst sah darin einen zunehmenden Wagemut, den seine gewachsene Erfahrung hervorbrächte, und erwählte Velázquez und Rembrandt zu seinen Leitfiguren.

Cymon and Iphigenia, 1848

Da hat er möglicherweise recht hoch gegriffen; andererseits mochte sich Millais vielleicht auch einfach nicht in das gelegentlich herbe Ideal fügen, das Ruskin vorschwebte. Interessant ist dieses leicht fiebrige (um es freundlich zu sagen) Gemälde „Cymon and Iphigenia“, das er als 18jähriger unmittelbar vor seiner prä-raffaelitischen Phase schuf, da findet sich viel überbordende Jugendlichkeit, die ihm selbst bald nicht mehr gefiel, daher wohl die Wendung zum ernsthaft Tieferen, aber mitunter auch trocken Pedantischen.

Zur Geschichte - die hat Boccaccio erfunden, im Decameron, Dryden hat sie aufgegriffen. Sie handelt von der Macht der Liebe. Iphigenie schläft in einem Wäldchen am Meer, ein adliger, aber grober und ungebildeter junger Mann aus Zypern, der von seiner Familie auf's Land verbannt worden war, sieht Iphigenies Schönheit und verliebt sich. Sie, zurückhaltend und kultiviert, vermag, ihn in einen Höfling zu verwandeln.

Das nächste Bild aus der späteren Phase handelt vom exakten Gegenteil, ein herumstreifender Ritter befreit eine hilflose nackte Frau, sehr malerisch, nun ja, man findet Näheres hier.

The Knight Errant, 1870

Nun pedantisch waren seine beliebten Porträts später sicher nie, tiefgründigeren Glanz verbreiten sie nicht immer, aber genau waren sie schon, und meist angenehm anzuschauen. Dieses zu recht bekannte Portrait Kardinal Newmans geht darüber hinaus. Schlechte Menschen meinen, die Linien seines Kardinalgewands würden an die ertrinkende Ophelia erinnern. Ein sehr genaues Portrait, mir fällt zufällig ein, er soll einmal gesagt haben, wenn er einen Toast auszubringen hätte: „I shall drink … to conscience first and to the Pope afterwards.” Denn eine Person, die die Vernunft verfehle, würde zugleich ihre Seele verlieren. Aber wir brechen besser ab.

Portia (Kate Dolan), 1886

John Henry Newman

Diese Kinderbilder haben ihn auch sehr beliebt gemacht. Wir wollen nur dieses erste aufgreifen, seine Enkelin Phyllis, eines seiner „fancy pictures“, wo das Gefühl die Beschreibung überwindet. Wie lese ich so schön, sie geben eine neue „Tiefe und Schärfe, verbunden mit einem Hauch von Vergänglichkeit, ganz im Einklang mit dem viktorianischen Gefühl der Ungewißheit des Lebens...“

Little Speedwell's Darling Blue, 1892

Cherry Ripe, 1879

"Bubbles", 1886

Diese Ungewißheit und Ungesichertheit des Lebens springt einen hier sehr unmittelbar an, und dabei scheinbar noch idyllisch verpackt, auf den ersten flüchtigen Blick. Nein, so oberflächlich erscheint uns das alles nicht, ebensowenig, wie die Winterlandschaft im letzten Bild. Dieser Maler verdient wohl doch noch einen weiteren Anlauf, um ihn besser kennenzulernen. Wir werden sehen.

A Flood, 1870

Blow, Blow Thou Winter Wind, 1892
hier gefunden

nachgetragen am 17. August

Montag, 13. August 2012

Nur etwas Lenau




Nikolaus Lenau
Blick in den Strom  

Sahst du ein Glück vorübergehn,
Das nie sich wiederfindet,
Ists gut in einen Strom zu sehn,
Wo alles wogt und schwindet.

O! starre nur hinein, hinein,
Du wirst es leichter missen,
Was dir, und solls dein Liebstes sein,
Vom Herzen ward gerissen.

Blick unverwandt hinab zum Fluß,
Bis deine Tränen fallen,
Und sieh durch ihren warmen Guß
Die Flut hinunterwallen.

Hinträumend wird Vergessenheit
Des Herzens Wunde schließen;
Die Seele sieht mit ihrem Leid
Sich selbst vorüberfließen.




Nikolaus Lenau
An meine Rose

Frohlocke, schöne junge Rose,
Dein Bild wird nicht verschwinden,
Wenn auch die Glut, die dauerlose,
Verweht in Abendwinden.

So süßer Duft, so helle Flamme
Kann nicht für irdisch gelten;
Du prangst am stolzen Rosenstamme,
Verpflanzt aus andern Welten;

Aus Büschen, wo die Götter gerne
Sich in die Schatten senken,
Wenn sie in heilig stiller Ferne
Der Menschen Glück bedenken.

Darum mich ein Hinübersehnen
Stets inniger umschmieget,
Je länger sich in meinen Tränen
Dein holdes Antlitz wieget.

O weilten wir in jenen Lüften,
Wo keine Schranke wehrte,
Daß ich mit deinen Zauberdüften
Die Ewigkeiten nährte! –

Hier nahn die Augenblicke, – schwinden
An dir vorüber immer,
Ein jeder eilt, dich noch zu finden
In deinem Jugendschimmer;

Und ich, wie sie, muß immer eilen
Mit allem meinem Lieben
An dir vorbei, darf nie verweilen,
Von Stürmen fortgetrieben.

Doch hat, du holde Wunderblume,
Mein Herz voll süßen Bebens
Dich mir gemalt zum Eigentume
Ins Tiefste meines Lebens,

Wohin der Tod, der Ruhebringer,
Sich scheuen wird zu greifen,
Wenn endlich seine sanften Finger
Mein Welkes niederstreifen.



Nikolaus Lenau
Frage  

O Menschenherz, was ist dein Glück?
Ein rätselhaft geborner
Und, kaum gegrüßt, verlorner,
Unwiederholter Augenblick!


nachgetragen am 14. August

Sonntag, 12. August 2012

Sonntag &

poorly translated



Es hat nicht geregnet heute, wie man daran erkennen kann, daß es auf dem Tisch wieder Blumen gibt, auch wenn die Rosen nicht im Übermaß blühen, sie brauchen wohl doch noch mehr Sonne. Ich war einmal mehr einfallslos und haben etwas gekocht, das es vor nicht langer Zeit schon einmal gab. Und ich ich habe es mit den Kräutern übertrieben, das unter dem Urwald ist ein großes Stück Lachs, nun, inzwischen ist es deutlich kleiner, es war also dennoch kein Reinfall. Lachs, im Ofen gegart auf Butterschmalz mit Thymian, Oregano und viel Estragon (den Dill habe ich ärgerlicherweise vergessen). Dazu eine Sauce hollandaise, Blumenkohl und Gurkensalat. Alles sehr nett, offensichtlich.



It wasn’t raining today, as one can see from the fact that there are flowers on the table again, well the roses still don’t bloom in abundance, they probably still need some more sun. I was uninspired, once again, and cooked something I did not long ago already. And I did it with the herbs over the top, under the jungle was a large piece of salmon, well, now it is much smaller, so it was still not a flop. Salmon, cooked in the oven on butter with thyme, oregano and much tarragon (I forget the dill annoyingly). Then a sauce hollandaise, cauliflower and 2 cucumber salads. All was very nice, obviously.