Dienstag, 30. November 2010

Zum Andreastag

El Greco, Hl. Apostel Andreas, um 1610
hier gefunden

Heute ist der Gedenktag des Apostels Andreas. Herr Roloff hat diesen lesenswerten Beitrag dazu verfaßt, den ich hier nicht vorenthalten will.


„Wir haben den Messias gefunden“
Gedanken zum Andreastag

Geschwisterpaare begegnen uns in der Bibel oft. Das hat auch einen guten Grund, denn sie verdeutlichen auf besonders menschliche Weise die Einheit in der Verschiedenheit. Geschwister spüren noch mehr als andere Menschen eine tiefe Verbundenheit, und erleben darin besonders, dass sich unser menschliches Wesen nicht nur aus der Individualität heraus bestimmt, sondern immer auch aus der Gemeinschaft. Am 30. November jeden Jahres nun erinnert die Kirche an den Apostel Andreas, den Bruder des Simon Petrus. Dem Bericht des Evangelisten Johannes zur Folge war Andreas zunächst noch ein Jünger des Täufers. Johannes der Täufer wies seine Jünger mit den bemerkenswerten Worten auf Jesu hin: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ Daraufhin folgt Andreas Jesu, und als er dann seinem Bruder Simon begegnet, verkündet er ihm: „Wir haben den Messias gefunden.“

Er war es dann auch, der Petrus zu Jesus geführt hat und gilt darum bis heute in der Ostkirche als der Erstberufene, der Protoklitos. Nach der Himmelfahrt des Auferstandenen verkündete Andreas das Evangelium in Kleinasien, Kurdistan, Armenien und Georgien. Später wurde er zum ersten Bischof von Byzanz, des heutigen Istanbul. Die Verehrung, die ihm damit in der Ostkirche zuteil wird, steht in schöner Parallelität zu derjenigen, die sein Bruder Simon Petrus in Rom, der Metropole der abendländischen Kirche, erfährt. So wie Benedikt XVI. der 264. Nachfolger Petri auf dem römischen Bischofsstuhl ist, so wird Bartholomäus I., gegenwärtiger Erzbischof von Konstantinopel und Ökumenischer Patriarch der Ostkirche, als 270. Nachfolger des Apostels Andreas gezählt. Klarer als durch den Hinweis auf diese Ursprünge ist die Geschwisterlichkeit zwischen der abend- und der morgenländischen Kirche, die seit dem Jahre 1054 getrennt sind, nicht zu verdeutlichen. Vielleicht sind konfessionelle Unterschiede im Hinblick auf diese Geschichte auch besser zu ertragen.

Jedenfalls gelangt Andreas schließlich noch nach Patras in Griechenland und heilt dort Maximilla, die Frau des dortigen Statthalters Ägeas, und bekehrt sie zum Christentum. Allerdings riet er Maximilla außerdem zur ehelichen Enthaltsamkeit, was nun aber nicht auf die Zustimmung Ägeas traf. Er ließ Andreas geißeln und ihn dann einen langsamen Tod an einem X-förmigen Kreuz sterben, das darum zum Attribut des Apostels wurde und Andreaskreuz heißt.
Maximilla bestattete Andreas mit großen Ehren. Im Jahre 357 wurden seine Gebeine nach Konstantinopel übergeführt. In den Wirren der Kreuzzüge gelangten sie dann nach Amalfi in Süditalien, wo sie in der Krypta des Domes S. Andrea aufbewahrt sind. Das Kopfreliquiar allerdings fand seinen Weg nach Rom und wurde in der Patriarchalbasilika St. Peter verehrt. Dort blieb es bis in das Jahr 1964, in dem Papst Paul VI. es im Rahmen des II. Vatikanischen Konzils in einem beispiellosen ökumenischen Akt an die orthodoxe Schwesterkirche zurückgab.

Andreas ist Patron Russlands, Schottlands, weshalb der britische Union Jack auch das Andreaskreuz enthält, Spaniens und Griechenlands. Als Heiliger ist er besonders für das Eheglück und den Kindersegen zuständig. Dem Volksglauben zufolge können heiratswillige Mädchen in der Andreasnacht den Zukünftigen im Spiegel erblicken. Selbst sein Name gibt uns noch einen schönen Hinweis auf das Wesen des Menschen. Andreas heißt soviel wie antropos, Mensch, und kommt von ana, in die Höhe, und tropos, Kehrung: einer, der hinauf zum Himmel und zum Göttlichen gekehrt und zu seinem Schöpfer emporgerichtet war. Der Mensch wird zum Menschen dadurch, dass er sich auf Gott richtet, dass er mit Gott Gemeinschaft hat.

Natürlich gibt es auch Bauernregeln zum 30. November: St. Andreas hell und klar, verspricht ein gutes Jahr. Andreas´ Schnee tut den Saaten weh.
Thomas Roloff

2 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

The example of St. Andrew, "the First-called," urges us all to say, "We have found the Messiah."

I still need to post something about Advent.

MartininBroda hat gesagt…

It seems the Advent problem is not really solved yet :-) As you can see I'm looking at unanswered comments at the moment. I even finish here and then older posts, this is a bit strange, I know; but maybe you will find the post from December 7th interesting.