Montag, 19. Juli 2010

Zum Andenken an Königin Luise


Grabfigur der Königin Luise in Neustrelitz. Kopie von Albert Wolff (1892)
nach dem Original von Christian Daniel Rauch
hier gefunden


Heinrich von Kleist

An die Königin von Preußen

Zur Feier ihres Geburtstages den 10. März 1810


Erwäg ich, wie in jenen Schreckenstagen,
Still deine Brust verschlossen, was sie litt,
Wie Du das Unglück mit der Grazie Tritt
Auf jungen Schultern hast getragen,

Wie von des Krieges zerrissnem Schlachtenwagen
Selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt,
Wie trotz der Wunde, die Dein Herz durchschnitt,
Du stets der Hoffnung Fahn uns vorgetragen:

O Herrscherin, die Zeit dann möcht ich segnen!
Wir sahn Dich Anmut endlos niederregnen,
Wie groß Du warst, das ahndeten wir nicht!

Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert;
Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert,
Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!


Johann Gottfried Schadow,
Luise und Friederike von Mecklenburg-Strelitz
hier gefunden

Dies ist wohl das schönste Gedicht, das für Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Herzogin zu Mecklenburg, spätere Königin von Preußen geschrieben wurde, so wie es auch andere wundervolle Kunstwerke über sie gibt. Königin Luise ist wenige Kilometer von diesem Ort entfernt vor 200 Jahren auf Schloß Hohenzieritz verstorben.

So wie das wechselnde Licht des Tages und der Jahreszeit die Erscheinung eines verwitternden Monuments zu verändern vermag, gilt dies auch für das Andenken an einen Menschen, wenn es denn die nächsten auf seinen Tod folgenden Jahre zu überdauern vermag, und das hat es. In den schweren Zeiten der Napoleonischen Besetzung suchten die Menschen in Preußen nach jemandem, an dem sie sich aufrichten konnten und fanden dies wie selbstverständlich in ihr. Sie war die Seele des Landes und hat durch ihr stilles Wirken dafür gekämpft, sich innerlich nicht aufzugeben. Daß dabei Menschen ihre unterschiedlich eigenen Hoffnungen mit ihr verbanden, was gäbe es Natürlicheres. Es wird gern gesagt, sie wäre jemand gewesen, auf den andere einfach ihre Erwartungen projiziert hätten, das mag sein, aber dies muß eine solche Gestalt auch erst einmal hergeben.

Sie ist nie ganz aus der Erinnerung geschwunden. Das Andenken an Königin Luise ist auch ein Spiegel der Zeit, und daß letzthin das äußerst Gewöhnliche sehr hochgekommen ist, wird an Tagen wie diesen schmerzhaft spürbar. Aber wir geraten ins Räsonieren und eben das wollte ich vermeiden. Ich habe ein paar unbedeutsame Gedanken über sie zusammengetragen, die ich besser morgen ausbreite, heute erscheint mir das zunehmend unangemessen. Ich will etwas ungewöhnlich mit einem Wunsch enden, man sehe mir das Nachfolgende bitte nach, aber:

Mögen Eure Majestät die ewigen Gefilde mit Eurer Anmut und Anteilnahme erfreuen, so wie es schon für diesen irdischen Ort überliefert wird.

4 Kommentare:

Rosabella hat gesagt…

wie behutsam Sie Ihre Worte wählen, um über sie zu schreiben, lieber Martin ... dankeschön, dass Sie mit Ihren Zeilen an ihren 200. Todestag erinnern ...




die Malerin Elisabeth Vigée-Lebrun schrieb über Königin Luise in ihren Memoiren:

"Sie bestimmte mir den Tag für ihre erste Sitzung. Ich kann sie Ihnen, sagte sie, nicht am Vormittag festsetzen, denn der König, der alle Morgen um zehn Uhr Revue passieren lässt, liebt es, wenn ich zugegen bin. ... Der Aufenthalt in Potsdam war ein wahrer Genuss für mich, denn je mehr ich die reizende Königin kennenlernte, desto mehr empfand ich das Glück, ihr nahe sein zu dürfen. ... Während einer unserer Sitzungen ließ die Königin ihre Kinder hereinbringen; sie zeigte sie mir und sagte: “Schön sind sie nicht.” Ich gestehe, dass ich nicht die Stirn hatte, es in Abrede zu stellen und begnügte mich damit zu antworten, dass sie ausdrucksvolle Gesichtszüge hätten."

Rosabella hat gesagt…

ich dachte, ich hätte einen Kommentar zu Luise verfasst ... hm, ob es wohl an der Hitze liegt, die mittlerweile meinen Geist ein wenig verwirrt hat ... nun bin ich mir auch gar nicht mehr sicher, ob ich ihn abgespeichert hatte !?

MartininBroda hat gesagt…

Ich bin unendlich schuldig, ich hatte den Kommentar gelesen und mich gefreut, daß Sie meine Worte behutsam fanden, aber nicht veröffentlicht, und daran ist wahrscheinlich wirklich die Hitze schuld, es tut mir wirklich leid.

Es hatte einen Grund, warum ich so pathetisch endete, der eine oder andere wird sich fremdgeschämt haben. Den Grund wollte ich eigentlich am folgenden Tag erläutern und nun ist es nicht dazu gekommen. Und im Moment sind wir kurz vor dem Gewitter, hoffentlich, man fällt auf den Geisteszustand von Gemüse zurück.

MartininBroda hat gesagt…

Jetzt habe ich endlich die versprochenen Nachträge verfertigt.