Mittwoch, 28. Juli 2010

Über Bach

Johann Sebastian Bach starb am 28. Juli 1750, es ist nahezu unmöglich, an einem solchen Datum vorbeizugehen, und so schiebe ich also 3 Bach-Bücher hin und her und überlege, wie man vortäuschen könne, etwas Gedankenvolles über ihn zu schreiben. Womöglich gibt es erst übermorgen das Ergebnis, das hier heute stehen sollte.

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Nun es hat doch wesentlich länger gedauert. Und so will ich an dieser Stelle nur eines tun, nämlich ein paar der Stimmen versammeln, die davon zeugen, daß Größe wahrlich nicht selbstverständlich erkannt wird.

Ganz zu Beginn seiner Laufbahn gibt es bereits diesen bezeugten Streit mit dem Arnstädter Konsistorium:

„Actum den 21. Febr, [1]706
„Nos [Wir]: Halthen Ihm vor daß er bißher in dem Choral viele wunderliche variationes gemachet, viele frembde Thone mit eingemischet, daß die Gemeinde drüber confundiret [verwirrt] worden. Er habe ins künfftige wann er ja einem tonum peregrinum mit einbringen [einen fremden Ton; gemeint mag sein der Wechsel in eine unerwartete Tonart] wolte, selbigen auch außzuhalthen, vnd nicht zu geschwinde auf etwas anderes zu fallen, oder wie er bißher im brauch gehabt, gar einen Tonum contrarium [wohl eine Dissonanz] zu spiehlen.“

Als er dann endlich doch Thomaskantor in Leipzig werden darf, heißt es im Protokoll des „Engen Rats“ vom 9. April 1723 (des Gremiums, das über die Besetzung des Amtes zu beschließen hatte; nachdem auch der letzte der 3 gewünschten Kandidaten für das Amt des Thomaskantors, Graupner abgesagt hatte, kam man 2 Monate nach dessen Vorstellung doch auf Bach zu) von dessen Mitglied Abraham Christoph Platz: “da man nun die besten nicht bekommen könne, müße man mittlere nehmen“.

Und als Bach aus der Mode zu kommen beginnt schreibt am 14. Mai 1737 ein Johann Adolph Scheibe, ein angriffslustiger Vertreter der jungen aufklärungsgläubigen Generation in seinem „Critischen Musicus“:
„Dieser große Mann würde die Bewunderung gantzer Nationen seyn, wenn er mehr Annehmlichkeit hätte, wenn er nicht seinen Stücken durch ein schwülstiges und verworrenes Wesen das Natürliche entzöge, und ihre Schönheit durch allzugrosse Kunst verdunkelte. Weil er nach seinen Fingern urtheilt, so sind seine Stücke überaus schwer zu spielen; denn er verlangt die Sänger und Instrumentalisten sollen durch ihre Kehle und Instrumente eben das machen, was er auf dem Claviere spielen kann. Dieses aber ist unmöglich.
(…) Alle Stimmen sollen mit einander, und mit gleicher Schwierigkeit arbeiten, und man erkennet darunter keine Hauptstimme. Kurtz: Er ist in der Music dasjenige, was ehemals der Herr von Lohenstein in der Poesie war. Die Schwülstigkeit hat beyde von dem natürlichen auf das künstliche, und von dem erhabenen auf das Dunkle geführet; und man bewundert an beyden die beschwerliche Arbeit und eine ausnehmende Mühe, die doch vergebens angewendet ist, weil sie wider die Natur streitet.“

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