Donnerstag, 18. Februar 2010

Von Vater Luther


Gedenkstein zum Setzen der Luthereiche in der Dresdner Heide
hier gefunden

Man mag diesen Titel für etwas pathetisch halten, aber tatsächlich, so ist er lange gesehen worden, im Protestantismus natürlich, wie ein innerer Vater, zu dem man seine Zuflucht nahm, von dem man Rat erbat, von dem man sich auch zurechtweisen ließ, was man anderen nie eingeräumt hätte.

Selbstredend habe ich nicht vor, an seinem Todestag, er starb am 18. Februar 1546, mit einer Lebenswürdigung aufzuwarten, das wäre mit dem Wort „unangemessen“ noch nicht hinreichend beschrieben, aber ein paar Zitate will ich anbringen, beginnend mit einer Fabel, die ich schon vor einem Jahr an dieser Stelle zitierte:

Der Hund im Wasser

Es lief ein Hund durch einen Strom und hatte ein Stück Fleisch im Maul; als er aber das Spiegelbild vom Fleisch im Wasser sah, dachte er, es wäre auch Fleisch, und schnappte gierig danach. Als er aber das Maul auftat, entfiel ihm das Stück Fleisch, und das Wasser trug es weg; also verlor er beides: das Fleisch und das Spiegelbild.
Martin Luther


So sahen ihn seine Feinde
hier gefunden
Der Reformator

Luther selbst lag nichts ferner als eine neue Kirche zu gründen, er wollte die, in der lebte, reformieren, ihren verschütteten Ursprung freilegen, um sie aus diesem zu erneuern:

"Aber: Martin Luther ist schließlich in der einen und selben katholischen Kirche geboren und gestorben. 'Er ist gestorben in dem gleichen Glauben, in dem er gelebt und gehandelt hatte. In dem Glauben der einen katholischen Kirche, die es nach seiner Meinung – und nach der des apostolischen Glaubensbekenntnisses – nur gibt und um deren katholische Reform es ihm ging.' Dessen blieb er sich wohl bei aller Polemik bewusst. Luther hat auch nicht daran gedacht, eine neue, zweite Kirche neben der alten zu schaffen."
Predigt von Karl Kardinal Lehmann
Reformationsgottesdienst am 31. 10. 2008, Kreuzkirche, Bonn,
hier zum gesamten Text


Beiläufiges...

Als Übersetzer war er naturgemäß ein scharfer Beobachter nicht nur der Eigenheiten der verschiedenen Völker, sondern auch von deren Sprachen, über die Engländer hatte er das folgende zu sagen:

"Ich glaube, England sei ein Stück Deutschlands, denn sie gebrauchen die sächsische Sprache wie in Westfalen und in den Niederlanden, wiewohl sie sehr korrumpiert ist."

Von der Musik hielt er viel, von der Vernunft weniger

„Einer sagte, wie der Rottengeister Theologia wäre ein Ursach vieles Übels und Unglück. ‚Ja‘ sprach D. Martin Luther, ‚es ist kein größer Schalk denn die Sonne, denn wenn dieselbe nicht schiene, so geschähen nicht Dieberei, Ehebrecherei, Räuberei und Plackerei. Unser Herr Gott ist die größt Ursach zu sündigen; warum hat er’s also geschaffen? spricht Frau Hulda, die Vernunft.‘“
aus den Tischreden

„Die Schwärmer gefallen mir auch deshalb nicht, weil sie die Musik verdammen. Denn sie ist erstens ein Geschenk Gottes und nicht der Menschen; zweitens macht sie fröhliche Herzen; drittens verjagt sie den Teufel; viertens bereitet sie unschuldige Freude. Darüber vergehen Zorn, Begierden, Hochmut. Den ersten Platz nach der Theologie gebe ich der Musik.“

„Es ist kein Zweifel: Viele Samen guter Eigenschaften stecken in den Gemütern, die von der Musik ergriffen werden; die aber nicht von ihr ergriffen werden, sind, denke ich, Stümpfen und Steinen gleich. Denn wir wissen, daß die Musik auch den Dämonen verhaßt und unerträglich ist.“

„Ich bin auch nicht der Meinung, daß durchs Evangelium sollten alle Künste zu Boden geschlagen werden und vergehen, wie etliche falsche Geistliche vorgeben, sondern ich möchte alle Künste, besonders die Musik, gerne sehen im Dienste dessen, der sie gegeben und geschaffen hat.“


Martin Luther als Prediger
Predella des Cranach-Altars, St. Marien, Wittenberg 1547
hier gefunden

Mitten wir im Leben sind
Mit dem Tod umfangen.
Wen suchen wir, der Hilfe tu,
Daß wir Gnad erlangen?
Daß bist du, Herr, alleine.
Uns reuet unser Missetat,
Die dich, Herr, erzürnet hat.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starken Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Laß uns nicht versinken in des bittern Todes Not.
Kyrieleison.

Mitten in dem Tod ansicht
Uns der Höllen Rachen.
Wer will uns aus solcher Not
Frei und ledig machen?
Das tust du, Herr, alleine.
Es jammert dein Barmherzigkeit
Unser Klag und großes Leid.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starker Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Laß uns nicht verzagen vor der tiefen Höllen Glut.
Kyrieleison.

Mitten in der Höllen Angst
Unser Sünd uns treiben.
Wo solln wir denn fliehen hin,
Da wir mögen bleiben?
Zu dir, Herr, alleine.
Vergossen ist dein teures Blut,
Das gnug für die Sünde tut.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starker Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Laß uns nicht entfallen von des rechten Glaubens Trost.
Kyrieleison.

Erfurter Enchiridien, 1524
Strophe 1 nach der Antiphon »Media vita in morte sumus«, 1456
Strophe 2 und 3 von Martin Luther


Choralvorspiel zu "Mitten wir im Leben sind"
Video hier gefunden

1 Kommentar:

Walter A. Aue hat gesagt…

Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.