Montag, 22. Februar 2010

Über die Poesie des Verlorenen &


Schloß Charlottenburg von der Gartenseite
1846, gefunden bei www.zeno.org

Oft wächst im Nachhinein Schöpfungen eine Bedeutung zu, von denen ihr Urheber nichts ahnen konnte. „Prosaisch und präzise“, „nicht überragend, aber immer liebenswürdig“, das sind übliche Urteile über Johann Philipp Eduard Gaertner, der am 22. Februar 1877 starb. Wer es freundlicher mit ihm meint, spricht von der Poesie, die in der Atmosphäre seiner Bilder und in deren Erzählung liegt. Wir sprechen von einem Maler, wie leicht zu vermuten ist, und wer ein Bild von Potsdam und Berlin sucht, davon, wie diese Städte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts darstellten, der ist bei Eduard Gaertner am rechten Platz.


Rittersaal im Königlichen Schloss (Thronsaal)
1844, gefunden bei www.zeno.org

Zu dem Biographischen mag ich wie meist nicht viel sagen (man sehe hier), was mich eher beschäftigt, ist, woher rührt die Faszination dieser Bilder. Nun zunächst, der Künstler schätzt seinen Gegenstand, daher ist er sehr exakt, zum Glück für uns geschah dies zu einer Zeit, in der mustergültige Beispiele schönen Bauens zu bewundern waren, die oft gerade erst erstanden waren. Sein Licht ist meist warm, freundlich geradezu, so daß unmittelbar eine wohlwollende Stimmung entsteht, seine Plastizität erweckt die Bauten, er hat meist diese oder ganze Stadtlandschaften festgehalten, förmlich zum Leben.


Berlin, Ansicht der Rückfront der Häuser an der Schloßfreiheit
1855, gefunden bei www.zeno.org

Friedrich Wilhelm III. hat ihn sehr geschätzt, sein Nachfolger nach 1840, Friedrich Wilhelms IV., weniger, was mich offen gestanden erstaunt, denn ich halte eigentlich eine Menge von dessen Kunstverständnis, angeblich war er ihm nicht romantisch genug. Obwohl Gaertner dem geänderten Geschmack ein wenig gefolgt war, wenn man es so opportunistisch beschreiben will. Ich denke eher, kein Mensch ist eine Insel, ein wenig bewegt er sich immer auch mit der Zeit, in der er lebt, der eine mehr, andere weniger.


Ansicht der Sing-Akademie zu Berlin,
1834, hier gefunden

Was innerlich so sehr zu der freundlich einnehmenden Erscheinung dieser Gemälde kontrastiert, sie beschreiben zu oft Verlorenes und damit zugleich, wie sehr Berlin und Potsdam ihres Wertes beraubt wurden. Das Stadtschloß in Berlin und so auch der Thronsaal sind verloren, die Garnisonkirche, in der Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. begraben waren, von Barbaren zerstört.


Blick vom Belvedere auf dem Pfingstberg auf Potsdam
1865, gefunden bei www.zeno.org

Und doch - abseits der Tatsache, daß vieles von dem, was Gaertner festgehalten hat, auch heute noch leibhaftig zu besichtigen ist - solange eines seiner märkischen Gemälde übriggeblieben sein sollte, wird ein ferner künftiger Betrachter staunen dürfen, was der Gang der Schönheit durch die karge märkische Landschaft einst für Wunder hervorgebracht hat.


Garnisonkirche in Potsdam
1840, gefunden bei www.zeno.org

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