Samstag, 20. Februar 2010

Ein wenig Bismarck & Johann Heinrich Voß



„Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
Vieler Menschen Städte gesehn, und Sitte gelernt hat,
Und auf dem Meere so viel' unnennbare Leiden erduldet,…“

So beginnt die Odyssee von Homer, genauer, so beginnt sie in der Übersetzung von Johann Heinrich Voß, der am 20. Februar 1751 geboren wurde und zu den nicht ganz so zahlreichen Mecklenburgern zählt, an die unbedingt zu erinnern ist.

Er war ein großer Übersetzer von Geist, Bildung und Witz. Die lebendige Art, in der er Homer und andere Autoren der Antike den Deutschen nahe gebracht hat, vermittelt soviel Bleibendes, daß er auch heute noch überaus lesbar ist. Das Biographische mag man hier nachschlagen, aber von seinen eigenen Werken wollen wir noch ein paar Stücke anbringen.



Zunächst etwas im deutlich entgegengesetzten Tonfall (entstanden 1794. Erstdruck in: Hamburger Musenalmanach für 1795):


Grabschrift unseres Haushahns

An diesem Baume ruht
Der Haushahn, treu und gut.
Er führt' ins achte Jahr
Der lieben Hennen Schar.
Als wackrer Ehemann,
Rührt' er kein Krümchen an,
Was wir ihm vorgebrockt,
Bis er die Fraun gelockt.
Nun strotzet er nicht mehr
Im Hofe stolz umher,
Und jagt aus seinem Ort
Des Nachbars Hühner fort.
Nun schützt er nicht vor Graun
In Sturm und Nacht die Fraun.
Nun wecket uns nicht früh
Sein helles Kikeri.
Vor Alter blind und taub,
Sank er zuletzt in Staub.
Sein Kamm, so schön und rot,
Hing nieder, bleich vom Tod.
Hier gruben wir ihn ein,
Wir Kinder, groß und klein,
Und sagten wehmutsvoll:
Du guter Hahn, schlaf wohl!



Er konnte aber auch sehr bissig sein, wie diese Epigramme zeigen:


Sprachanmerkung


Des Pöbels Einfalt hält Gemahl
Und Mann für einerlei;
Doch manche Dam hat ihren Herrn Gemahl
Und einen Mann dabei.


Würde und Wert

Mein Guter, zwischen Würd und Wert
Ist eine große Kluft.
Dein Ehrenamt nur wird geehrt;
Dich selber nennt man – Schuft.



Und berührend poetisch dieses Epigramm von 1787:


Grabschrift eines Knaben

Rötlich hing die Blüte; da hauchte sie leise der Tod an:
Und an des Himmels Strahl zeitiget schwellende Frucht.



Nur ein Wort zu den Bildern. Ja ich hatte am Sonnabend meinen kleinen Spaziergang mit Bismarck, diesmal durch die nähere Umgebung, fortgesetzt. Ich glaube, es tat seiner Würde keinen Abbruch.

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