Dienstag, 5. Januar 2010

Über österreichische Heerführer



Die Marseillaise der Konterrevolution und Joseph Roth, warum kommt einem das in den Sinn?

Eine österreichische Ikone - Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl Graf Radetzky von Radetz starb am 5. Januar 1858. Der „Radetzkymarsch“ (er ist gelegentlich mit meinen Eingangsworten bezeichnet worden) wurde nach diesem herausragenden Feldherrn benannt und gab wiederum den Titel ab für einen großen Roman Roth’s.

Ich muß zugeben, daß ich mit seiner Person, wahrscheinlich aus landsmannschaftlichen Gründen, nicht sehr vertraut bin, darum will ich auch nicht zu episch werden. Obwohl er eine sehr interessante Gestalt ist.

72 Dienstjahre diente er unter fünf Kaisern in 17 Feldzügen, er war außerordentlich beliebt und geachtet, was schon allein an den 146 Orden erkennbar ist, die er am Ende seines Lebens hätte tragen müssen. 1813 hatte er den Plan zur Völkerschlacht bei Leipzig entwickelt, mit seinen Siegen etwa in den Schlachten bei Custozza 1848 und bei Novara 1849 erhielt er Österreich die Herrschaft über Venetien und die Lombardei noch etwas (ein Jahr nach seinem Tod durch die Schlacht von Solferino ging letzteres verloren, 1866 dann auch Venetien).

Graf Radetzky war nicht nur persönlich sehr freigiebig und spielfreudig, sondern dazu auch noch mit einer verschwendungssüchtigen Ehefrau gestraft. Aus den entsprechenden Geldverlegenheiten half ihm immer wieder ein gewisser Joseph Gottfried Pargfrieder, ebenfalls eine merkwürdige Gestalt, Stefan Heym hat einen Roman über ihn geschrieben. Dafür mußte er allerdings zustimmen, sich am Heldenberg in Niederösterreich bestatten zu lassen, eine Gedenkstätte, die dieser Pargfrieder privat angelegt hatte. Und so wurde er am 19. Januar 1858 dort beigesetzt und nicht in der Kapuzinergruft, wie es der Wunsch des Kaisers gewesen war.

4 Kommentare:

Walter A. Aue hat gesagt…

Thank you so much, Martin: You taught an old, expatriate Austrian something new about his own history - and you did it sine ira et studio!

As for emotions: Too raw is the wound to open; too slant is the light to look at. So let's just clap along at the Neujahrskonzert...

For mine,
though rage I might,
is but the time
until "the dying of the light"

and, with apologies to Dylan Thomas (in terms he understood only too well) the consolation of the spirit...

Anonym hat gesagt…

Radetzky ist wohl eine Generation vor dem deutschen Genmeral Edwin von Manteuffel als politischer Akteur einzuordnen, seine militärische Leistung wurde wohl in Preußen-Deutschland mit der Reichsgründung 1871 (und den militärischen Siegen davor) als aufgearbeitet" eingestuft, sodass der Marsch in freundlicher oder weniger freundlicher Erinnerung blieb. Als Vermächtnis für die Nachwelt gibt es Schlimmeres.
MV

MartininBroda hat gesagt…

Lieber Herr Prof. Aue, jetzt habe ich vom mehrmaligen Hin- und Herwenden ihres Kommentars gar nicht geantwortet, wollen wir es dabei belassen, vielleicht können sie mir gelegentlich über die Emotionen doch noch Andeutungen machen.
Daß für sie etwas Neues dabei war, freut mich in der Tat ungemein.

MartininBroda hat gesagt…

Ja lieber Markus, ich denke auch, daß es "schlimmere" Vermächtnisse als den Radetzkymarsch gibt.
:-)