Donnerstag, 29. Oktober 2009

Konradin &


Konradin von Hohenstaufen
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Also die partielle Abwesenheit dieses Blogs wurde vereinzelt bemerkt und bedauert und Menschen schicken mir Mails, weil ich mein Adreßbuch unfreiwillig „zernichtet“ habe, selbst so ein Computercrash hat, so scheint es, seine guten Seiten. Warum sind wir nur so abhängig von der Aufmerksamkeit anderer, geradezu Süchtige? Ich hatte mich, ehrlich gesagt, für souveräner gehalten, bin ich offensichtlich aber nicht.

Herr Prof. Aue hat mir ein langes Mail geschrieben, das ich, sicherheitshalber, ausgedruckt habe und gleich in Ruhe lesen werde, also, wie ich beim flüchtigen Überfliegen schon gesehen habe, da wird wenigstens einigem schon heute hier zu antworten sein, und dann natürlich „Konradin“ und die Mordtat eines ehrlosen falschen Königs an ihm, befördert von einem ebenso höllenwürdigen Papst. Später mehr davon.

Zunächst noch 2 Bilder von einem Teil des hiesigen Bahnhofs, die ich heute aufgenommen hatte.



Ich konnte mich dieses morbiden Charmes einfach nicht entziehen.



Doch zurück zu Konradin, dem letzten Staufer. Wenn es eine Gestalt gibt, an der sich aufrichtige deutsche Geschichtsempörung sammelt, dann diese. Konradin, Sohn König Konrad IV., Herzog von Schwaben mit dem legitimen Anspruch auf die Königreiche Sizilien und Jerusalem wurde heftig befeindet von Papst Alexander IV., der seine Wahl zum römisch-deutschen König hintertrieb und ihn auch des Herzogtums berauben wollte. Sein Nachfolger Urban IV., ein gebürtiger Franzose, agierte auch auf dem Papstthron als solcher und bekämpfte den in Sizilien regierenden König Manfred, einen Onkel Konradins, gegen den er in ganz Europa nach jemanden suchte, der sich des Königreichs Sizilien bemächtigen wollte. Im Grafen Karl von Anjou fand er endlich jemanden, der dafür skrupellos genug war.


J.H.W. Tischbein (1784)
Konradin von Schwaben und Friedrich von Oesterreich vernehmen beim Schachspiel ihr Todesurteil
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Es gibt übrigens eine Sage, wonach es dieser Papst war, der dem aus dem Venusberg zurückgekehrten Tannhäuser die Absolution verweigerte, dieses sei so wenig möglich, wie sein Stab wieder zu erblühen vermöge, was dieser daraufhin prompt tat, worauf die Legende den Papst für verdammt hielt.

Sein Nachfolger war Clemens IV., auch ein Franzose, Papst seit 1265. König Manfred fiel 1266 in der Schlacht gegen Karl von Anjou bei Benevent. Darauf zog Konradin 1267 auf Drängen der italienischen Anhänger der Staufer, der Ghibellinen, nach Italien, wurde prompt von Clemens IV. gebannt, hatte aber erste Erfolge, so gelang es ihm unter dem Jubel der Römer die Stadt zu besetzen. In Apulien gab es eine Rebellion zu seinen Gunsten, aber am 23. August 1268 wurde er in der Schlacht bei Tagliacozzo von Karl von Anjou, den der Papst mit Sizilien belehnt hatte, vernichtend geschlagen.

Karl von Anjou inszenierte einen Prozeß und ließ ihn mit anderen Adligen, so seinem Freund Friedrich I. von Baden zum Tode verurteilen. Am 29. Oktober 1268 wurde der 16jährige in Neapel geköpft und in ungeweihter Erde verscharrt.

Schon die Zeitgenossen sahen darin überwiegend ein ungeheuerliches Verbrechen, und als Papst Clemens nur einen Monat nach Konradin starb, wurde dies gemeinhin als Gottesurteil angesehen. Möge das Höllenfeuer recht heiß sein.

Später wurde Konradin dann in der Kapelle Santa Maria del Carmine beigesetzt, sein Grab schmückt ein Denkmal von Thorvaldsen. Mit Konradin starb der letzte legitime Erbe des kaiserlichen Geschlechts der Staufer.

Konradin hat in der deutschen Kunst und Literatur unglaublich viele Spuren hinterlassen, enden wir, als einem eher willkürlichen Beispiel dafür, mit einem Fragment von Uhland:

Du hast, o Freund! die Stammburg mir genannt,
Den Horst, aus dem die Adler sich geschwungen:
Sie ist nicht mehr mein eigen; was auf mich,
Das Wenige, von unsrem Stammgut kam,
Veräußert ward es und zu Pfand gesetzt,
Um die apul'sche Heerfahrt zu bestreiten.
Doch wenn mir Andres nichts zum Erbe blieb,
Das Eine blieb: der angestammte Geist,
Der strebende, der nichts verloren giebt,
Mir bleiben die Entwürfe meiner Väter,
Der Hohenstaufen Tagwerk ist nicht klein,
Ich muß es früh beginnen, wie die Vordern
Es früh begannen. Nicht das einzle Land
Ist unser Ziel. Von jedem Fleck der Erde
Kann unser Streben ausgehn. Hat zuerst
Apulien mich gerufen, in Apulien
Beginn' ich meine Bahn, doch wo sie ende,
Das liegt verhüllet in der Zukunft Schooß.
Du weißt, was uns das Lied gesungen: König
Und Adler, niedrig schwebend, taugen schlecht!
Drum lebe wohl! vollführe dein Geschäft!
Ihr aber laßt die Banner vorwärts fliegen!


Gerhard Marcks
Zwei Freunde (Konradin und Friedrich), Bronze, 1936
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