Sonntag, 2. August 2009

Hindenburg


Max Liebermann
Bildnis des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg
hier gefunden

Ich habe heute ein wenig über Hindenburg nachgedacht, gut, bis vor kurzem habe ich überhaupt nicht gedacht, weil es dafür zu schwül war. Und ich hatte auch keinerlei Neigung, mich dem Geschichtskalender zu unterwerfen, auch wenn ich das in diesem Fall versprochen hatte.

Reichspräsident Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg starb nämlich am 2. August 1934. Der Mann ist wie gemacht für Widersprüchliches. Es gibt ein berühmt-berüchtigtes Zitat von ihm über den 1. Weltkrieg:

"Der Krieg bekommt mir wie eine Badekur."

Aber es gibt auch ein anderes über die Schlacht bei Königgrätz: "Wer das gesehen hat, wird immer dran denken...aber das ist nun mal so in einem Krieg...jeder Krieg ist eine furchtbare Sache."

Es ist erstaunlich, welche Spannbreite dieses Leben umfaßt, denn er hat tatsächlich als 18jähriger an der Schlacht von Königgrätz teilgenommen, mit der sich der Aufstieg des 2. Kaiserreiches verbindet, er war 1911 (mit 64 Jahren) in den Ruhestand verabschiedet worden, wurde mit Ausbruch des 1. Weltkriegs reaktiviert, besiegte in der Schlacht bei Tannenberg 1914 die nach Ostpreußen eingefallenen Russen, wurde 1916 Chef des Generalstabes des Feldheeres und führte mit seinem Stabschef Erich Ludendorff über das Kriegsende hinaus die Oberste Heeresleitung an, trat am 25. Juni 1919 als Chef des Generalstabes zurück und ging erneut in den Ruhestand. Am 26. April 1925 wurde Hindenburg mit 77 Jahren der 2. Reichspräsident der Weimarer Republik, sein Tod am 2. August 1934 gab Hitler den Weg zur totalen Machtübernahme frei.

Als Romanfigur wäre eine solche Gestalt wohl unglaubwürdig. Als Chef der OHL war er mit verantwortlich für den Untergang des Reiches, als dessen Repräsentanten man ihn nach der Revolution in den Teiles des Volkes sah, die diese neue Republik nicht anerkannten. Als Reichspräsident hat er in gewisser Weise diese Teile mit dem neuen Staat versöhnt, wurde selbst von der SPD unterstützt und mußte schließlich jemandem die Regierung übergeben, den er zutiefst verachtete. Man macht ihm das letztere natürlich zum Vorwurf. Aber abgesehen davon, daß er zum Ende hin nur noch eingeschränkt Herr seiner geistigen Kräfte war, hatten seit der Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 NSDAP und KPD zusammen 318 von 608 Mandaten im Reichstag, also die beiden Parteien, die das parlamentarische System abschaffen wollten, hatten die deutliche Mehrheit.

Clara Zetkin etwa eröffnete den Reichstag mit den Worten: „Ich eröffne den Reichstag, gebührend meiner Pflicht als Alterspräsidentin und in der Hoffnung, trotz meiner jetzigen Invalidität das Glück zu erleben, als Alterspräsidentin den ersten Rätekongreß Sowjetdeutschlands zu eröffnen.“

Er hätte natürlich auch die bürgerlichen Parteien zu einem Bündnis mit den Kommunisten zu überreden versuchen können. Dies sei nur gesagt, um das Absurde manch wohlfeilen Urteils zu verdeutlichen.

Es ist hier nicht der Ort, so etwas wie eine Gesamtbeurteilung seiner Persönlichkeit auszusprechen, wie käme ich auch dazu. Aber unter welchen Einflüssen er am Ende immer gestanden haben mag, er war ein Mann, der noch, als seine Kräfte längst nicht mehr reichten, willensstark und pflichtbewußt für ein Staatswesen eintrat, das andere begründet hatten und das am Ende zu wenig Verteidiger hatte. Diejenigen, die schnell über ihn hinweg urteilen, müssen sich fragen lassen, von welcher Ernsthaftigkeit und Seriosität ihr Urteil denn getragen ist.

Trivia

Ich bin heute über diese beiden Zitate gestolpert und denke, sie passen ganz hübsch zusammen:

„Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe.“
Hiob 14,1

“I want to be free from the ghosts, echoes and prisons of repetitive living.”
Davey Wavey

Ach und dann hatte ich endlich meinen ersten anonymen (und dazu fleißigen) Kommentator, dem ich aber leider nicht die Ehre geben konnte, hier veröffentlicht zu werden, warum, nun eben, weil er anonym war, und so etwas nur peinlich ist, jedenfalls in diesem Zusammenhang. Ich habe gar nichts dagegen, wenn jemand meint, in meinem vergangenen Leben herumwühlen zu müssen, wenn ihn das unterhält, von mir aus, ich kann damit gut leben, aber Aufmerksamkeit, zu schweigen von Respekt, bekommt er deshalb von mir nicht. Ich sage das nur vorsorglich für alle "Anonymen", wer wirklich etwas wissen will, weiß, wie er mich erreichen kann, und ich bin bisher noch nie eine Antwort schuldig geblieben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Da sind Sie im Recht: IHRE Wirklichkeit ist alles andere als respektabel. Warum, um alles in der Welt, ergießen Sie sich ins Netz? Respekt - eine Ihrer Lieblingsvokabeln. Wie wäre es mit Selbstrespekt?

MartininBroda hat gesagt…

Über Anonyme

Es gibt Menschen, die müssen ihre innere Erregtheit abreagieren, indem sie sich etwas suchen, auf das ihre simplen Muster zu passen scheinen und dann entwickeln sie eine Art unappetitlicher Anhänglichkeit. Man spürt ihre wirren Auslöschungsphantasien, die nur mühsam mit einem scheinbar noblen, etwa moralischen Vorwand kaschiert werden, religiöse Fanatiker sind häufig so.

Eine Schrumpfform davon ist der anonyme Kommentator, der dem Autor bspw. meint moralische Vorhaltungen machen zu müssen, nur daß bei ihm selbst der Mut nicht einmal dazu reicht, seinen Namen preiszugeben, Furcht vor welchen Sanktionen? Daß jemand buh sagt und er muß sich dann erschrecken?

Ich muß gestehen, ich wollte diesen Kommentar (einer von mehreren) ursprünglich nicht einmal ignorieren. Aber diese Antwort soll es denn doch geben, Nun also Herr Anonymus oder sollte ich sagen, Herr K., scheint, sie haben nur wenige grobe Steine in ihrem Moralbaukasten, oder sind es gar nur 2: gut und böse, man könnte das als kindisches Verhältnis zur Realität abtun, es ist nur leider schlimmer, es ist ein psychotisches.