Samstag, 11. Juli 2009

Benedikt von Nursia



Können einzelne eine ganze Kultur retten. Ja, können sie. Gestern habe ich womöglich etwas zu harsch über Askese geurteilt, genauer, zu ausschließlich die destruktive Seite betrachtet, denn heute gedenkt die Kirche des hl. Benedikt von Nursia und es ist schwer, diesen Gründer von Klöstern und Verfasser der einflußreichsten Mönchsregel nicht einen Asketen zu nennen.

Benedikt lebte in einer Zeit der zerfallenden Antike und das erstaunliche ist, indem er sich von dieser Welt in die Einsamkeit des Klosters zurückzog, hat er die Seele dieser antiken Welt zu uns herübergerettet. Wir können nicht wissen, inwieweit ihm das bewußt war, wir wissen überhaupt von ihm im Grunde nur durch Gregor den Großen, aber gemeinsam mit Cassiodor hat er die Klöster zu Stätten nicht nur des Gebets, sondern auch der Gelehrsamkeit und der kulturellen Überlieferung gemacht, zu Zufluchtsstätten des Geistes, in denen dieser die folgenden dunklen Jahrhunderte überstand (wie in einem Rettungsboot in nachtschwarzer See), um sich dann erneut ausbreiten zu können.

Papst Benedikt XVI. hat sehr schöne Worte in einer Generalaudienz über ihn gefunden, die man unbedingt hier nachlesen sollte, dieser Gentleman aus Boston (ursprünglich stand hier peinlicherweise New York) hat mich darauf gebracht. Es ist zutiefst bezeichnend, daß der jetzige Papst diesen Namen für sich gewählt hat. Er hat übrigens auch an eine andere zutiefst bittere Geschichte erinnert.

Mittelpunkt des Wirkens Benedikts war das Kloster Monte Cassino und dieses Kloster wurde über Jahrhunderte gewissermaßen zu einem Felsen abendländischer Kultur. Am 15. Februar 1944 wurde es von alliierten Bombern dem Erdboden gleichgemacht, es gab Versicherungen nicht nur von seiten der Wehrmacht, sondern auch des Vatikans, daß sich dort lediglich Flüchtlinge und Mönche befinden würden, aber das ließ offensichtlich die Verantwortlichen völlig kalt, allein die unwahrscheinliche Möglichkeit, daß es anders sein könnte, ließ sie nicht zögern, eine Ikone abendländischen Geistes zu beseitigen und mit ihr die Unschuldigen, die in ihrem Schatten Zuflucht gesucht hatten.

4 Kommentare:

Mr. Urs hat gesagt…

Wie schon bei naturgesetz erwähnt, habe ich sehr schöne Erinnerungen wenn ich an Benedikt denke.

MartininBroda hat gesagt…

Ah du wolltest wahrscheinlich nur darauf hinweisen, daß du das Rezept für die Charlotte Royale veröffentlicht hast, das ist sehr schön, jetzt muß ich mir das nur noch mühsam aus dem Englischen übersetzen, trotzdem vielen Dank.
:-)
Und ansonsten muß ich schweigen, weil jemand, der das hier regelmäßig liest und dem es ähnlich erging, jetzt tja wie kuckt, säuerlich, betont unbeteiligt, bedauernd, ich weiß es nicht, ich weiß nur, es geht nichts über gute Erinnerungen.
Habe ich schon mal gesagt, wie sehr nicht nur deine Rezepte mir immer ein großes Vergnügen bereiten, beste Grüße an den Weinexperten.

naturgesetz hat gesagt…

Vielen Dank fürs "shout-out" an meinem blog und für die Erwieterung meines Postes. Leider muss ich auf Englisch weiterschreiben, wiel mein Deutsch genügt nicht.

I am happy to see your explanation of how the monasteries became the preservers and transmitters of the Christianized culture of antiquity until universities were created.

Similarly gratifying is your expansion of my words about the destruction of Monte Cassino by the Allies in 1944. It is highly regrettable that the Allied commanders would not trust the assurances that the abbey had no tactical importance. The widespread destruction of important and beautiful buildings during the war, while less tragic than the loss of lives, is certainly tragic as well.

During my travels in Germany, I have several times found myself in tears — most notably in the churchyard in Oberammergau as I saw the tablets on the wall of the church and read the names of the dozens from that small village who perished in the war. Similarly, as I admired the beauty of St.-Lorenz-Kirche in Nürnberg, my tears flowed when I came upon the photographs of the church in ruins after the bombing raids of 1945. I wonder whether the destruction was anything other than purely vindictive, considering that by 1945 it was clear what the eventual outcome of the war would be, and such holy places were hardly of any importance to the Nazi war effort.

One of the places I had looked forward to seeing was the St.-Katharina-Kirche, where the first scene of Meistersinger takes place. I was shocked to find it a bombed-out ruin.

Well, I've drifted from the topic of St. Benedict, but the destruction of non-military targets is, I think, one element of the "regression without precedent in the tormented history of humanity" /"Rückschritt ohnegleichen in der gequälten Geschichte der Menschheit" of which Pope benedict spoke, quoting John Paul II, in the audience which we linked.

Finally, one small correction: I am not from New York. In fact I live in a suburb of Boston — a fact of no importance to your readers, but there it is for the record.

MartininBroda hat gesagt…

But who is the loyal reader from New York now, (sorry I have used Google Analytics for a short time and was really surprised), your profile is clear in this point: Massachusetts.
Please excuse my carelessness; it’s not a sign for a lack of respect.
Your comment is really touching. I believe one thing that connects us is the shared pain of losses in history and culture. I am indeed glad to have this experience. Thank you.