Samstag, 28. Februar 2009

Freitag, 27. Februar 2009

Nurejew &

Es gibt zwar so etwas wie eine Verpflichtung gegenüber der Illusion, aber wir wollen uns doch auch nicht zu wichtig nehmen. Also, als ich heute mittags in einem gewissen Lokal in den Illustrierten blätterte, fiel mit folgende denkwürdige Begegnung auf, von der ich bisher nichts wußte: Ms Piggy trifft Nurejew (ich bin einfach zu ungebildet, oder eingebildet, jedenfalls etwas von dieser Art).



Und da wir gerade so angenehm im Morbiden gelandet sind, müssen wir unbedingt noch diesen Verweis loswerden, der uns von freundlicher Seite zugedacht wurde.

Jedoch, um die Fallhöhe des Niveaus recht auszukosten, fehlt unbedingt noch dies:



Bevor wir aber am Boden zerschellen, noch eine leichte Aufwärtsbewegung, Schiller war schon im vorvorigen Jahrhundert beliebt, um Bildung vorzutäuschen, also wollen wir auch mit ihm enden:

"Dilettant.

Weil ein Vers dir gelingt in einer gebildeten Sprache,
Die für dich dichtet und denkt, glaubst du schon Dichter zu seyn?".

Mittwoch, 25. Februar 2009

Hölderlin &



Friedrich Hölderlin

Der Winter

Wenn ungesehn und nun vorüber sind die Bilder
Der Jahreszeit, so kommt des Winters Dauer,
Das Feld ist leer, die Ansicht scheinet milder,
Und Stürme wehn umher und Regenschauer.

Als wie ein Ruhetag, so ist des Jahres Ende
Wie einer Frage Ton, daß dieser sich vollende,
Alsdann erscheint des Frühlings neues Werden,
So glänzet die Natur mit ihrer Pracht auf Erden.


Winter

When vanished and no longer seen are illustrations
of season, then arrive the winter hours:
the field is empty, mild seem its ablations
and storms blow to and fro with rains and showers.

As if a day for rest, so is this year's cessation
just like a questioning chord requesting consecration:
then Spring's becoming enters the creation
and Nature shines on Earth in glorious elation.

Übersetzung / Translation
von / by Walter A. Aue



„Was bleibet aber, stiften die Dichter.“ Hölderlin, „Andenken“. Nicht daß dieser Satz nicht schon unzählige Male zitiert worden wäre, aber die Erfahrung steht auf einem anderen Blatt:

„So bleibt mir nur noch die Flucht in jene Sprache, die uns beschützt und die für uns denkt. Die Sprache, die nicht nur persönliche Gedanken, sondern auch geschichtliche Geheimnisse wohlwollend birgt. Die Sprache, die Unbewußtes durch die Jahrhunderte bewahrt hat. Und, hoffentlich, weiter bewahren wird.“

Dieser bemerkenswerte Satz, neben vielem anderen Nachdenkwürdigen, findet sich bei Prof. Aue, der kürzlich Hölderlin einiges an Kommentaren und Übersetzungen zugedacht hat, ich habe selten etwas von verwandter Art gelesen, das mich derart beeindruckt hätte. Nicht daß ich weitere Ausführungen dazu heute machen möchte, das Nähere darf man hier nachlesen.

Dienstag, 24. Februar 2009

Varia



Die Historien sind heute einmal wieder sehr kurios, begonnen mit den mißglückten deutschen Versuchen, das spätere Venezuela zu kolonisieren, über die letzte Krönung eines Kaisers, Karl V., durch Clemens VII., vor allem aber wurde eine meiner Lieblingsopern am 24. Februar 1711 uraufgeführt, Händels Rinaldo.

Das wäre einmal eine Oper, über die ein wenig Biographisches zu erzählen bereitliegen würde, vielleicht später einmal, dann doch noch lieber zwei Beispiele, die ich eben interessiert aufgefunden habe.



Montag, 23. Februar 2009

Keats &

Ich gebe zu, ich bin ein wenig in Verlegenheit, ich wollte unbedingt den Anfang dieses Gedichts zitieren, um an John Keats zu erinnern, aber leider sind meine Sprachqualitäten zu nachrangig, um eine zumutbare Übersetzung mitzuliefern, vielleicht später, also dann wenigstens das Gedicht:


John Keats

Sleep and Poetry

WHAT is more gentle than a wind in summer?
What is more soothing than the pretty hummer
That stays one moment in an open flower,
And buzzes cheerily from bower to bower?
What is more tranquil than a musk-rose blowing
In a green island, far from all men’s knowing?
More healthful than the leafiness of dales?
More secret than a nest of nightingales?
More serene than Cordelia’s countenance?
More full of visions than a high romance?
What, but thee Sleep? Soft closer of our eyes!
Low murmurer of tender lullabies!
Light hoverer around our happy pillows!
Wreather of poppy buds, and weeping willows!
Silent entangler of a beauty’s tresses!
Most happy listener! when the morning blesses
Thee for enlivening all the cheerful eyes
That glance so brightly at the new sun-rise...

“Sleep and Poetry” läßt sich in Gänze hier weiterverfolgen. John Keats starb am 23. Februar 1821 in Rom. Er ist einer der wenigen Gründe, warum ich ernsthaft überlege, mein Englisch zu verbessern, und das wäre ein Berg an Verbesserung.

Manchmal sind es Sätze, die scharf einschneiden, aber durch ihr Wiedererkennen gleichzeitig nein, nicht heilen, vielleicht Vertrautheit erzeugen oder …?

„Every thing is spoilt by use…“ (Fancy).

Aber um das alles hier ordentlich zu Ende zu bringen, Samuel Pepys wäre auch noch bemerkenswert, wenn man so will, einer der ersten Blogger, nur auf Papier.

Sonntag, 22. Februar 2009

sonntägliche Erwartung

Von MartininBroda

Das ist selbstredend kein Bild aus diesen Tagen, aber die kürzlich überraschend aufgetretenen Schneemengen haben heute bei deutlichen Plusgraden mit Gewalt begonnen zu tauen, was zu der kuriosen Geräuschkulisse vom Dach herab rutschenden und vor dem Terrassenfenster aufschlagenden Schnees führte, begleitet von lebhaftem Vogellärm.

Wo diese schon so enthusiastisch dem Frühling entgegenlärmten, wollen wir auch noch das passende Bild dazugeben.

Samstag, 21. Februar 2009

Beiläufig

Omnia in rebus humanis dubia, incerta, suspensa magisque omnia verisimilia quam vera.

Alle menschlichen Dinge sind zweifelhaft, unsicher, vorläufig, alles ist eher wahrscheinlich als wahr.


Freitag, 20. Februar 2009

Leo XIII. & Variationen von Blau



Leo XIII., Joseph II., Johann Heinrich Voß, eigentlich mögen wir zu all diesen heute keine Gedanken haben. Obwohl ich gerade lernen konnte, daß dem ersten Stefan George ein bedeutsames Gedicht gewidmet hat, aber ich fürchte, meine Sympathie für George entschwindet gerade, und Joseph II.: Ich habe eine Ahnung, warum mir jemand (nicht irgend jemand) gestern schrieb, der sei der einzige, den er respektieren könne, nun heute ist der Respektierte schon tot, jedenfalls seit exakt 219 Jahren…

Verweilen wir doch wenigstens kurz in Sommerstorf bei Waren oder in einer meinem derzeitigen Ort benachbarten Kleinstadt namens Penzlin, deren andere Attraktion ein Hexenkeller darstellt, verweilen wir bei Johann Heinrich Voß, der am 20. Februar 1751 geboren wurde. Sein Geburtshaus, lese ich, ist heute das Wirtshaus „Zum Hufschmied“ mit „Tabak- und Pfeifendepot“, und er wird wohl nicht gar so bekannt sein, obwohl er zur überschaubaren Versammlung Mecklenburger Berühmtheiten zählt.

Er hat vor allem William Shakespeare, und mehr noch, Homer den Deutschen näher gebracht, was könnte man rühmenswerteres sagen (übrigens erfahren wir gerade, daß Voltaire Shakespeare nicht mochte, wir ahnten etwas dieser Art und fühlen uns befriedigt bestätigt), aber im Ernst, ein souveräner Mittler von etwas Wertvollem zu sein, das gibt ein Beispiel, vor dem jedes Widerstreben in die Knie geht.

Übrigens, falls jemand die Bilder hier gerade mag, es existieren bessere von verwandter Art, bei "unserem" Mitternachts-Gärtner nämlich, also passenderweise auch in Blau.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Über Luther &


Basilika Sonntagberg nahe Waidhofen/Ybbs
(c) Walter A. Aue

Wahrscheinlich sind selbst wir manchmal nur eine Art Medium, wir tun etwas, und was entstand gefällt, ohne daß wir wissen, warum. Es kam uns halt nur ein wenig richtig vor. Die Auswahl an Schneebildern, die wir hier kürzlich präsentiert haben, völlig gelegentlich beim frustierten „Schneeschippen“ entstanden, gefiel ganz verschiedenen Menschen, das freut uns natürlich, aber …

Prof. Aue war so freundlich, mir ein Bild von einer Kirche auf einem Sonntagberg, wenn ich ihn jetzt richtig verstanden habe, nahe Waidhofen a. d. Ybbs zu schicken, wo im Kuppelgemälde „falsche Kirchenlehrer“ malträtiert werden, darunter auch unser Vater Luther. Die Nachricht wird nicht überraschen, daß es sich nicht um eine protestantische Kirche handelt. Ich war so kühn, dieses hier ohne Erlaubnis weiterzuverwenden.

Aber ich muß gestehen, so sehr dieser „Vater“-Begriff nach einer Floskel klingt, es ergeht mir schon (neuerlich wieder) so: Was man liest, ist angenehm von Sprache, es rührt, es schafft Vertrautheit, nicht immer nur willkommene, es erbaut, es sammelt das Zerstreute des eigenen Empfindens - er ist halt ein Seelsorger. Und um das alles ein wenig zu konterkarieren noch ein Zitat:

„Die Welt ist wie ein betrunkener Bauer, hebt man ihn auf der einen Seite in den Sattel, fällt er zur anderen wieder herab. Man kann ihr nicht helfen, man stelle sich, wie man wolle.“

Eigentlich wollte ich hier etwas über Knut Hamsun schreiben, und irgendwie werde ich das folglich dann wohl, denn sobald ich jemanden mag, verliert sich das nicht so leichthin, auch, wenn ich kaum weiß, warum, und mir alles sehr fremd ist. Hamsun hat für seine Sympathie für Deutschland schwer gebüßt, zumal er einen sehr unglücklichen Zeitpunkt dafür erwischt hatte. Ich muß gestehen, von seinen Büchern habe ich lediglich „Auf überwachsenen Pfaden“ gelesen und aus diesem will ich zitieren:

„Und dazu kann der Mensch nichts sagen, keine zudringlichen Fragen stellen. Die Berge stehen dort drüben in ihrer Schwere ganz für sich, der Wald ist steintot und zuschanden gefroren, alles schweigt zu allem, der Schnee ist weiß und gut und liegt da, der Frost weist alle Ebenbürtigkeit von sich und läßt den Menschen nicht zu Wort kommen.“

Das muß man ertragen können, ich weiß, und man kann es, wie wir sehen.

Mittwoch, 18. Februar 2009

Varia

Es ist eigentümlich, wie reichhaltig die Annalen heute bemerkenswerte Dichter, Denker und Herrscher nennen. Wenn wir jeweils nur Extreme des Denkens und Schreibens von einer gewissen, vorher vielleicht nicht bekannten Art beschreiben wollten, dann kämen wir womöglich auf de Sade versus Kafka, Goethe versus Hedwig Courths-Mahler.

Vielleicht, jedenfalls wurde letztere am 18. Februar 1867 geboren, die anderen Namen nannte ich nur zur Illustration. Und ich muß gestehen, am liebsten würde ich versuchen, ihr etwas gerechter zu werden, obwohl ich bisher keine Zeile von ihr gelesen habe, und das in diesem Leben wohl auch nicht mehr tun werde.

Zwei andere Personen, die ich schwerlich umgehen kann, sind unter dem heutigen Datum gestorben. Der eine, den ich schon aus landsmannschaftlicher Verbundenheit nennen muß, ist Albrecht II., Herzog zu Mecklenburg († 18. Februar 1379), zusammen mit seinem Bruder der erste dieses Titels (und so viele bedeutsame Namen hat dieses alte Land leider nicht vorzuweisen).

Der andere Name, nun, der lastet manchmal wie ein Steinblock auf der Seele, und ist dennoch die vertrauteste Gestalt, näher als alles sonst auf der Welt. Früher, als ich noch etwas jünger war (gut, das ist keine sehr originelle Bemerkung) neigte ich dazu, mir mit Leidenschaft Parteinamen anzuheften (das läßt mit zunehmendem Alter offensichtlich deutlich nach), jedenfalls war ein wichtiger Name „Lutheraner“ und Martin Luther starb am 18. Februar 1546.

Da so viel zu ihm gesagt werden könnte, sage ich lieber wenig und zitiere ihn mit einer Fabel von seiner Hand:

"Der Hund im Wasser

Es lief ein Hund durch einen Strom und hatte ein Stück Fleisch im Maul; als er aber das Spiegelbild vom Fleisch im Wasser sah, dachte er, es wäre auch Fleisch, und schnappte gierig danach. Als er aber das Maul auftat, entfiel ihm das Stück Fleisch, und das Wasser trug es weg; also verlor er beides: das Fleisch und das Spiegelbild."

Weiteres von ihm mag man hier nachlesen.

Dienstag, 17. Februar 2009

"Wintervergnügen"



Ob es ein Vergnügen ist, über Nacht so mit Schnee zugeschüttet zu werden, bleibe dahingestellt, so gibt es allerdings wenigstens eine willkommene Unterbrechung von der Geschichtstraktiererei.

Übrigens, wer gerne vom Anschauen von Bildern Kopfschmerzen bekommen möchte, sollte einen Blick auf den Blog dieses Gentleman aus dem Staate Washington werfen, sehr beeindruckend.







Montag, 16. Februar 2009

Angenehme Lektüre

Merkwürdig ist, was so sehr zur pedantischen Manie werden mag, wie das Stöbern im Geschichtskalender, bringt mitunter angenehme Erlebnisse, wenn man außerdem ein paar Bücher hat, in denen man stöbern kann, nur daß man üblicherweise zu träge dazu ist.

Kaiser Maximilian I. und der „Große Kurfürst“ Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg: Maximilian I. wurde im Jahre 1486 des heutigen Tages in Frankfurt am Main zum Rex Romanorum gekürt, Friedrich Wilhelm wurde am 16. Februar 1620 geboren.



Albrecht Dürer, Kaiser Maximilian I., 1519,

gefunden hier

Der eine war in ständiger Geldverlegenheit und dabei eine glanzvolle Erscheinung, was wohl irgendwie auch zusammenhängt, ein Förderer der Künste, Dürer wurde von ihm persönlich unterstützt, ein gebildeter Monarch, seine Erfolge errang er mehr auf indirektem Wege, sein Wahlspruch lautete „Per tot discrimina rerum“, zu deutsch „Durch so viele Gefahren“. Sein Name ist wie ein lebhaftes Leuchten vor dem Brand, der so vieles zerstören sollte.

Der andere sammelte nach diesem die Reste zusammen und suchte das Land wieder aufzurichten, das ihm übertragen war, aus den rauchenden Trümmern, die der 30jährige Krieg zurückgelassen hatte, schuf er die Fundamente für etwas, das bald Königreich Preußen heißen sollte. Den „Großen Kurfürsten“ nannte man ihn übrigens seit dem Sieg über die Schweden, die erneut in Brandenburg eingefallen waren, am 25. Juni 1675 in der Schlacht von Fehrbellin, ein Marsch ist danach benannt. Und ein weiterer ist auch nicht ganz unbekannt.





Was für Beispiele in menschlichen Dingen.

Sonntag, 15. Februar 2009

Fremde Geschichte

Wir müssen gestehen, an diesem Sonntag bleibt uns der Geschichtskalender eher fremd, man wird einem Protestanten kaum zumuten wollen, unter dem heutigen Datum etwa eine Würdigung Ferdinand II. zu versuchen, der Kaiser des 30jährigen Krieges, der in Rom gelobt hatte, „eher Land und Leben zu verlieren“, als die Restitutio Fidei aufzugeben, in einem gewissen Sinne hat er das wohl auch, denn dieser Krieg ist wahrscheinlich die Urkatastrophe deutscher Geschichte.

Bemerkenswerterweise soll er gesagt haben: „Mit der Ehre und Pracht von Kaisern und Königen ist es wie bei einem Schauspiel. Ich finde keinen Unterschied zwischen den Theaterkönigen und den wirklichen, nur daß die einen Stunden und die anderen Jahre regieren. Die Ehrenbezeigungen dauern bei beiden nur, solange sie auf der Bühne stehen. Nach ihrem Tode sind sie vergessen wie alle anderen."

Man könnte natürlich an den am 15. Februar 1152 gestorbenen Konrad III. erinnern, den eher glücklosen ersten Staufer auf dem deutschen Königsthron, und ein wenig über dieses Haus Staufen und sein Ringen mit den Welfen räsonieren, was bekanntlich mehr verkörperte als nur machtpolitische Gegensätze, aber wir wollen das einer hoffentlich klügeren Stunde überlassen.

Oder, um mit Hieronymus (Epistulae 61,3) zu enden:

„Prudentis hominis est nosse mensuram suam.“

Ein kluger Mensch kennt seine Grenzen.

Samstag, 14. Februar 2009

Über das Friedländer Tor



Mein Verhältnis zum Mittelalter ist entschieden zu romantisch, vermute ich, auf der gefühlsseligen Seite jedenfalls (als Kind habe ich geradezu ekstatisch Burgen gezeichnet), regelmäßig stellt sich bei jeder alten Mauer ein anheimelndes Heimatgefühl ein, obwohl mein Verstand weiß, daß es so angenehm wohl nicht war.



Gestern hörte ich in der Lokalität, in der ich derzeit meist mein Mittag einnehme, beiläufig im Radio über das Friedländer Tor, dendrochronologische Untersuchungen hätten erbracht, der Dachstuhl des Haupttores sei um 1300 entstanden, der des Vortores 28 Jahre danach. Nun ist der Ort, auf den dieses Tor verweist, Friedland, zufällig meine Geburtsstadt, vielleicht war das der letzte Impuls, das angenehme Wetter zu nutzen, ein paar Bilder zu machen und es hier vielleicht vorzustellen.



Und dann beim Suchen nach Geschichten über dieses Tor ging es mir auf: Ein Gebäude, mit dem sich Menschen schützen wollten, also handeln alle Geschichten über dieses Tor eigentlich vom Tod, ein erschlagener Bürgermeister in einer Fehde mit den Pommern, ein getöteter Offizier im schlimmen 30jährigen Krieg, der diese Stadt übrigens entscheidend zurückgeworfen hat (nur in Parenthese: Das Trostlose an erbitterten Kriegen und ihren Kriegern ist, am Ende sind sie nur noch graduell unterscheidbar, der eine ist, vielleicht, ein wenig weniger barbarisch, aber das zählt im Grunde nicht mehr), selbst die entsprechenden Sagen handeln vom Tod.



Nach einer hätte man um Mitternacht das Friedländer Tor meiden müssen. Davor und danach drohte keine Gefahr. In der Geisterstunde aber erschien eine weiße Gestalt, die jedem, der sich näherte, die Arme entgegenstreckte. Im äußeren Gang jedoch wütete ein Ungeheuer in der Gestalt eines riesigen schwarzen Ebers, dessen Laute jeden erstarren ließen. Ein unerschrockener Stadtjäger habe einmal den Mut gefaßt, zu der gewissen Stunde das Tor zu durchschreiten, man fand ihn am folgenden Morgen tot, aber der Spuk wäre seitdem verschwunden gewesen.



Und so scheint es unausweichlich, daß auch die letzte Geschichte, die sich wenige Meter von diesem Tor entfernt im Gasthaus zum halben Mond anno 1770 zutrug, von etwas Grauslichem handelt, nämlich der schaurigen Tat der Dorothea Götterich, die für diese Tat lebendig gerädert wurde, eine mittlerweile außer Gebrauch geratene Strafe, wovon man aber in Mecklenburg noch nicht recht Kenntnis hatte, das Nähere mag der Interessierte hier nachlesen.

Freitag, 13. Februar 2009

Im Kalender geblättert

Es ist erstaunlich, was der Kalender heute für uns bereithält: Johann Joseph Fux, Musikdirektor am Wiener Hof, Verfasser eines berühmten Lehrbuchs, dessen Musik leider etwas ins Vergessen abgesunken ist. Er starb am 13. Februar 1741.

Und zum anderen ist Arno Breker zu meiner eigenen Überraschung erst am 13. Februar 1991 verstorben, hier wird am Vergessen-werden noch entschieden gearbeitet.

Über Dresden schweigen wir.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Warum gerade Geschichte &

Es ist merkwürdig, wenn man erleben kann, wie grundlose Geduld nicht antwortlos bleibt. Ich hatte gerade dieses Erlebnis, will zu Namen keine näheren Ausführungen machen, nur soviel, das Ganze hat hier schon einmal eine Rolle gespielt.

Wie gesagt, es ist merkwürdig, etwas war eben noch, vermittels welcher Wege immer, lebendig, einschneidend Trennendes tritt dazwischen, und langsam erstarrt alles zur Erinnerung, wie halb getauter Schnee mit seinen zufälligen Spuren, den die neue Kälte in seiner Form festhält.

In der Natur kann man einigermaßen sicher sein, daß der Wechsel der Jahreszeiten eine Veränderung herbeiführen wird, im Leben ist das nicht ganz so sicher. Aber es passiert. Etwas, das zu einer bedeutsamen Erinnerung geworden war, wird völlig überraschend wieder lebendig.

Warum kommt jetzt die Geduld ins Spiel; ich hatte sozusagen etwas, wirklich nur etwas, viel zu wenig, wie ich jetzt weiß, übertragen gesprochen vor einem Grabstein meditiert und jemand hat dabei zugehört und wie erwähnt überraschend geantwortet.

Auch dieser lebendige Moment wird wieder verschwinden, aber wir sind um eine Lektion reicher. (Wie ich zu sagen pflege, und wenn wir dann irgendwann am klügsten sind, sterben wir prompt, welche Verschwendung.)

Erstaunlich verwandt erscheint, wie es einem gelegentlich auch mit der Geschichte ergehen mag, eine ebenso erstarrte Erinnerung, ob nun unsere oder von anderen weitergegebene, wird für einen Moment lebendig. Mir jedenfalls geht es manchmal so, und wenn das an manchen Bemerkungen hier zu spüren ist, würde es mich freuen.

Die Spuren der Erinnerung werden unausweichlich weiter verblassen (und wenn wir allein daran denken, was uns bereits aus der Antike verlorengegangen ist, kann das ein recht schmerzhafter Gedanke sein), aber vielleicht ist das Entscheidende nicht unbedingt die genaue Gestalt der Spur, solange noch die Erinnerung dessen, der sie gesetzt hat, möglich bleibt und die Gewißheit, eben gerade jetzt an diesen und an etwas Bleibendes geraten zu sein. Was immer dieses letzte Bleibende sein mag.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Worte aus dem Vergangenen

Domitrix rerum patientia.

Oder: Geduld bezwingt alle Dinge.

Walther, Proverbia sententiaeque

Für mehr bin ich heute zu müde, ich habe noch eine Nacht nachzuholen.

Dienstag, 10. Februar 2009

Im Bann des Römischen – Pius XI.


gefunden hier

Ich muß gestehen, ich habe sehr Anteil genommen am Sterben des Vorgängers des jetzigen Papstes, und auch dessen Beisetzung hat sich meiner Erinnerung nachhaltig eingeprägt, zusammen etwa mit der Allerheiligenlitanei, die dabei zu hören war, ich habe das bereits einmal erwähnt.

Und bevor sich ein zu freundlicher Eindruck verfestigt, als die Hoffnung, die zuerst mehr ein verwegener Wunsch war (es gab zu dieser Zeit bekanntlich die bösesten Witze), beständiger wurde, Kardinal Ratzinger könnte tatsächlich sein Nachfolger werden, erstand gleich der etwas, frivol trifft es nicht wirklich, sagen wir launige Gedanke, am besten, er nennt sich dann Pius XIII., gut, beenden wir dies, um daran zu erinnern, daß Seine Heiligkeit Pius XI. am 10. Februar 1939 starb.

Es wird einiges von ihm bleiben, über das keine Zeit leichthin wird hinwegschreiten können, „Quadragesimo anno“ etwa oder „Mit brennender Sorge“. Letzteres habe ich mir gerade noch einmal im Wortlaut durchgelesen und: Ich bin sehr bewegt, was sich nicht wirklich auf die späte Stunde schieben läßt.

"Wenn der von Uns in lauterer Absicht in die deutsche Erde gesenkte Friedensbaum nicht die Früchte gezeitigt hat, die Wir im Interesse Eures Volkes ersehnten, dann wird niemand in der weiten Welt, der Augen hat, zu sehen, und Ohren, zu hören, heute noch sagen können, die Schuld liege auf Seiten der Kirche und ihres Oberhauptes. Der Anschauungsunterricht der vergangenen Jahre klärt die Verantwortlichkeiten. Er enthüllt Machenschaften, die von Anfang an kein anderes Ziel kannten als den Vernichtungskampf. In die Furchen, in die Wir den Samen aufrichtigen Friedens zu pflanzen bemüht waren, streuten andere ... die Unkrautkeime des Mißtrauens, des Unfriedens, des Hasses, der Verunglimpfung, der heimlichen und offenen, aus tausend Quellen gespeisten und mit allen Mitteln arbeitenden grundsätzlichen Feindschaft gegen Christus und Seine Kirche."

"Glauben ist ... 'die feste Überzeugung vom Unsichtbaren'“. Ja gewiß, und so wollen wir hier abbrechen, nicht ohne noch anzumerken, was an ihm am meisten beeindruckt, ist das von fremdem Beifall freie Bild unbedingter Heiligkeit.

Montag, 9. Februar 2009

Römer, Zitate und Sonnenuntergänge



Da nicht ganz verborgen geblieben sein wird, wie sehr wir uns dem verbunden fühlen, das zum römischen Namen gehört, wird es auch nicht überraschen, wenn wir daran erinnern, daß heute der letzte Kaiser der Rhomäer geboren worden ist. Konstantinos XI. Palaiologos wurde am 9. Februar 1404 geboren, sein zeichenhafter Tod am 29. Mai 1453 wurde, wie wir bereits einmal erwähnt haben, nicht nur in vielen Liedern und Legenden, sondern auch etwa von Odysseas Elytis beschworen:

"Mittag aus Nacht Und nicht einer bei ihm
Nur seine treuen Worte, die all ihre
Farben mischten um seiner Hand zu
lassen eine Lanze aus weißem Licht..."

Tod und Auferstehung des Konstantinos Paläologos


gefunden hier

Ein Nachtrag. Da ich auf meine Nachfrage zu dem hier gestern erwähnten Anliegen heute eine freundliche Antwort erhielt, anschließend ein paar Bilder: ich empfehle dringend, sich auf den dortigen Seiten selbst ein „Bild“ zu machen.







In der Reihenfolge des Erscheinens:

Mesmerizing colors… by ksmom.jpg
by thunderweather_San Diego
Snowy_Sunset_by_Nippysnaps

Diese Photographien stammen von obengenannten Autoren
und werden hier gezeigt mit freundlicher Erlaubnis von Weather Underground, Inc


Warum ich mich angesichts dieser Bilder genötigt sah, ein wenig in meinen eigenen zu kramen, dürfte vielleicht nachvollziehbar sein, wohl eine Art partieller geistiger Selbstbehauptungstrieb. Jedenfalls soll nach diesem noch das Zitat folgen, das die Überschrift erwarten läßt.

Felicitas est praemium virtutis.

Oder: Glück ist der Lohn der Tapferkeit.
Aristoteles, Ethica 22

Sonntag, 8. Februar 2009

Kalender-Hilfen



Und wieder hilft uns der Kalender aus der Verlegenheit: Giuseppe Torelli, einer der Großen des italienischen Barock, starb am 8. Februar 1709, also vor exakt 300 Jahren, in Bologna.



Vergessen wollen wir ebensowenig Moritz Ludwig von Schwind, gestorben am 8. Februar 1871, der uns das Mittelalter auf so angenehme Weise nahezubringen versucht hat.


Moritz von Schwind: Rose, 1847
gefunden hier

Ich erinnere mich, daß ich das obige Bild sehr früh in meiner Kindheit mit einer Abbildung kennengelernt habe, es wird also seinen Teil zu meiner Begeisterung für diese Zeit beigetragen haben. Vor allem hat er sich um die Hebung der Gestalt der Wartburg verdient gemacht, wovon der „Sängerkrieg zeugt.


Moritz von Schwind: Der Sängerkrieg, Fresko auf der Wartburg von 1854
gefunden hier

Und warum Verlegenheit, zum Beispiel weil ich gern ein paar grandiose Landschaftsbilder präsentiert hätte, auf die die ich heute über den Umweg eines Wetterkanals stieß, zu dem mich ein freundlicher Blogger verwiesen hatte. Aber da ich möglichst nicht ohne Erlaubnis „zitiere“, muß das noch etwas warten.

Dann hätte ich über ein denkwürdiges Abschiedskonzert einer Amateurband berichten können, die sich u.a. deswegen auflöst, weil ihr Schlagzeuger, der mich eingeladen hatte, ein paar Monate durch Amerika reisen will. Unter normalen Umständen hätte ich nie einen Schritt in einen solchen „Laden“ getan, aber so war es „beeindruckender als jeder Zoobesuch“, wie ich böserweise zu ihm sagte, wahrscheinlich muß ich mich morgen ein bißchen dafür entschuldigen, denn unterm Strich war es eigentlich ganz nett, aber wirklich darüber schreiben, dann doch lieber von Schwind.

Samstag, 7. Februar 2009

etwas Religiöses gestreift

Nein ich habe nicht die Absicht zu konvertieren, auch wenn an diesem Ort nunmehr zwei Dauerverweise zum Heiligen Stuhl auftauchen, und ich werde bestimmt nicht anfangen, hier zunehmend Tagesaktualitäten zu traktieren (ein Grund, warum ich Tageszeitungen meist 1 – 2 Tage später lese, liegt darin, daß das erheblich schneller vorangeht), allerdings wächst mein Mißmut über die Begeisterung, mit der derzeit über den Heiligen Vater hergefallen wird, zumal bei solchen Empörtheiten immer sehr auffällig ist, wie sich schleichend die Akzente verschieben und man spätestens dann merkt, was der Zweck der Veranstaltung ist.

Um mir etwas Luft zu verschaffen, gewissermaßen also dieser Akt der „Solidarisierung“. Es ist übrigens ganz interessant, in dem Dekret nachzulesen, was die Motive der Entscheidung waren, laut Dekret war Papst Benedikt XVI. „bewegt von väterlichen Empfindungen angesichts der von den Betroffenen bekundeten geistlichen Notlage wegen der erfolgten Exkommunikation….“, denn diese waren es, die um Aufhebung des Exkommunikation gebeten hatten. Das bedeutet nicht, daß man jeden mögen muß, der katholisch sein will, aber der Papst kann denen, die es sein wollen, dieses wohl schlecht verweigern.

Und damit es konfessionell etwas ausgewogener zugeht, ein Verweis zu einem interessanten Artikel des evangelischen Theologen Klaus Berger zur Jungfernschaft Mariens: „Das geheime Thema ist Heiligkeit vom ersten Augenblick der Entstehung an. Mit dem neuzeitlichen Ausdruck „Jungfrauengeburt“ ist das alles nicht einmal gestreift.“

Freitag, 6. Februar 2009

Über einen unbekannten Park



Manchmal gehört nicht viel dazu, sich vorstellen zu können, wie die Welt aussehen würde, wenn sie in Ordnung wäre, keine Utopien, nichts Überspanntes, einfach dies:



Vielleicht ist es besser, ein paar Erläuterungen vorauszuschicken, diese Stadt, in der ich derzeit wohne, hat eine etwas merkwürdige Geschichte, gut, das haben alle Orte; aber schauen wir uns doch diesen genauer an und beginnen nicht beim 30jähriegen Krieg, über den es auch einiges zu erzählen gäbe, nein, begeben wir uns ins übervorige Jahrhundert, wo diese kleine Stadt, auf Grund ihrer Lage an einem größeren See etc. wieder aufzublühen begann, es gibt einen Villengürtel um den erstaunlich gut erhaltenen Stadtkern und es macht sich die Anlage eines neuen Friedhofs erforderlich, den man an der Ausfallstraße (dieser Begriff klingt in der Tat zu martialisch für diesen bescheidenen Ort) nach Friedland anlegt.



Ein paar Jahrzehnte später wird diese Stadt in einem verlorenen Krieg weitgehend zerstört, exakt gesagt, fand der Großteil der Zerstörung unmittelbar nach Kriegsende statt, der Feind war halt in Übung, und von Gewohnheiten ablassen, fällt schwer…

So ist diese Stadt die des vielleicht nicht bewußt, aber gewollt zerstörten Gedächtnisses geworden.

Man beschloß dann, die Stadt zum Prototyp des neuen Geistes aufzublasen, wir ersparen uns das Vokabular, das zu dieser Zeit gehört, die Bewohnerschaft vervierfachte sich… wir brechen auch jetzt wieder ab, diesmal kurz vor der Gegenwart, und wenden uns dem obigen Friedhof zu.

Eine Bemerkung zur Qualität der Architektur in dieser Zeit lassen wir beiseite, gut, zur Gegenwart ließe sich auch einiges sagen, aber bleiben wir dort, nun ja man kam also auf die Idee, an der Stelle dieses alten Friedhofs Gebäude der neuen Art aufzustellen, karrte die Gebeine weg… Es muß Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre gewesen sein, immerhin ließ man die Friedhofkapelle stehen.



Ein Einschub: Meine letzte Wohnung in Potsdam lag in einem Gründerzeitviertel (selbst zu der mag man ja Anmerkungen machen wollen) in der Nähe des "Heiligen Sees", wozu übrigens das Logo weiter oben gehört. Und zu einem bestimmen Zeitpunkt, es war Herbst, die alten Bäume meiner Gründerzeitstraße verloren ihr Laub, der Wind wehte die erstorbenen Blätter an diversen Säulen und Torbögen vorbei… mußte ich jeden Morgen nach Berlin in den östlichsten Stadtbezirk fahren, es war der Abstieg in die Hölle, rein visuell, und als ich einmal bemüht humorig von der täglichen kleinen Höllenfahrt sprach, vollkommenes Unverständnis, dann auch meinerseits, und die Frage, die sich mir seitdem stellt: Sind wir überhaupt die gleichen Menschen, auch wenn wir äußerlich so erscheinen, oder ist da etwas im Tiefsten fremd (bösartig gesprochen, wir wollen uns nicht besser darstellen als wir sind - sind es Monster, wenn auch vielleicht freundliche, die gar nicht wissen, daß ihnen Entscheidendes fehlt).

Eine Zeit, deren Denken intakt geblieben wäre, hätte, so bin ich mir sicher, aus diesem aufgegebenen Friedhof einen Park gemacht, mit alten Bäumen, mehr oder weniger wesentlichen Monumenten der Erinnerung und inmitten diese wunderschöne kleine Kirche…

die übrigens im Auftrag des Großherzogs Friedrich Wilhelm von Mecklenburg durch Friedrich Wilhelm Buttel, Schüler von Karl Friedrich Schinkel, 1864 errichtet wurde (man hatte offenbar in dieser Zeit eine Vorliebe für gewisse Vornamen).

Tatsächlich ist sie jetzt eingezwängt von häßlichen Klötzen, die ein perfektes Abbild der Zeit abgeben, aber nach meinem Gefühl gibt es hier in Wahrheit diesen Park… er ist nur nicht sichtbar.

aufgefunden

Ein freundlicher Herr, bei dem ich neuerlich gelegentlich vorbeigeschaut habe, hat kürzlich diese beiden Musikempfehlungen gezeigt, und da dachte ich mir, bevor dieser thematisch etwas beschränkte Ort völlig erstarrt, doch lieber - 2 Zitate.



Ein schöner Morgen

Üblicherweise sortiere ich am darauffolgenden Morgen ein wenig das, was ich am Abend zuvor geschrieben habe, tilge ein zu nachdrückliches Beiwort, korrigiere offensichtliche Rechtschreibfehler, Dinge dieser Art eben.

Es ist ein sehr schöner Morgen gewesen, als ich heute am See entlang hierher zu meinem „Dienstort“ fuhr, und ich hatte „leider“ keine Zeit für Bilder. Es ist wärmer geworden und hat zugleich aufgeklart, also konnte die Sonne ihr Zauberwerk mit dem Wasser des Sees veranstalten, an dem ich derzeit üblicherweise jeden Morgen vorbeifahre.

Vielleicht ist es aber ganz hilfreich, die Bilder des Morgens in sich aufbewahren zu müssen und sie nicht vorschnell ablegen zu können, da man sie schließlich fixiert hat.

So sah ich also nach dem gestrigen Post und dachte zuerst, das ist ja unerträglich. Was war geschehen, etwas zu müde etc. habe ich einfach nach dem gegriffen, was der mäßig gebildete Europäer liest, wenn er sich etwas auferbauen will, Marc Aurel eben zum Beispiel, und da es denke ich gar nicht so sehr die eigene Rührung war, die mich übermannt hat, will ich es so unpassend stehen lassen, wie es geschrieben wurde. Und da soll noch einer sagen, Literatur hätte keine Dauer.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Bei einem verehrten Kaiser nachgelesen

"Glücklich sein heißt, einen guten Charakter haben. Was machst du also hier Einbildung? Geh um der Götter willen, wie du kamst, denn ich brauche dich nicht! Du bist gekommen nach deinen alten Gewohnheiten. Ich zürne dir nicht, nur geht fort!"

"Wäre es möglich, daß dir der Wechsel, dem alles unterworfen ist, Furcht einjage. Was könnte denn geschehen, wenn sich die Dinge nicht veränderten. Was gibt es Angemesseneres für die Natur als diese Veränderung.“

„Es ist ein dem Menschen eigentümlicher Vorzug, daß er auch die liebt, die ihm weh getan haben. Und es gelingt ihm, wenn er bedenkt, daß Menschen Brüder sind, daß sie aus Unverstand und unfreiwillig fehlen, daß beide, der Beleidigte und der Beleidiger, nach kurzer Zeit den Toten angehören werden, und vor allem: daß eigentlich niemand ihm schaden, d.h. sein Inneres schlechter machen kann, als es vorher gewesen.“

Es ist in der Tat eigentümlich, daß wir, wenn wir den Tag als zu aufdringlich empfinden und daher eine gewisse Zuflucht bei dem nehmen zu müssen meinen, was wir vermeintlich kennen (und dieses ist vielleicht Montaigne oder ein gewisser römischer Kaiser), und bei der Lektüre des wenigen, das uns leider von Marc Aurel nachgelassen wurde, schießt uns überraschend das Wasser in die Augen. Was dürfen wir uns glücklich schätzen, daß jemand wie er unter uns war.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Zwei Namen & zu viel




Zwei Namen bewegen uns heute Abend, die der Zufall des Kalenders zusammengebracht hat, Hrabanus Maurus und Fürst Pückler-Muskau, ersterer war ein Leuchtturm des Geistes in gerade etwas erhellter Zeit, letzterer hat ein beträchtliches Vermögen damit durchgebracht, wundervolle Gärten zu erschaffen. Es scheint also, daß sie doch nicht so fremd gegeneinander stehen.

Meine Blog-Pläne wurden gerade gründlich über den Haufen geworfen, und ich wollte doch wenigstens noch diesen ersten Absatz retten, aber irgendwie ist das Leben auch ein wenig unausgewogen, mal fließt es als ein träges (nicht unbedingt gut riechendes) Gewässer und dann möchte man dem gerecht werden, was einen durcheinanderwirbelt, und vermag es nicht.

Die ersten beiden Bilder oben stammen von Prof. Aue, er hat sie mir, wofür ich wirklich dankbar bin, gerade geschickt, nachdem er mühsamerweise ein älteres Bild, das ich mochte, wieder aufgefunden und abphotographiert hat.

Diese Bemerkung gehört wirklich nicht an diesen Ort, aber sollte mich in Zukunft jemand fragen, welchen praktischen Wert denn das Internet habe, kann ich sagen, er hätte keine Ahnung.



Ich fürchte, jetzt ist jemand gleich etwas angesäuert, der diese Regung ganz gut beherrscht, aber wer beeindruckende Himmelsaufnahmen mag, für den lohnt sich derzeit ganz besonders ein Besuch eines gewissen Blogs von meiner Linkliste.

Nachtrag: Herr Forest hat mir gerade versichert, er sei nicht angesäuert.

Und dann noch ein Bild von jemand Unglaublichen:



Was zählt, ist die gewählte Verwandtschaft.

Von Hrabanus Maurus erscheint übrigens noch am bekanntesten der von ihm überlieferte Pfingsthymnus „Veni creator spiritus“ ("Komm, Schöpfer Heiliger Geist"), mit dem der Heilige Geist um seinen Beistand gebeten wird.

Dienstag, 3. Februar 2009

Dies und das


wieder einmal von einem freundlichen Herrn aus Neuschottland geliehen

Heute hat mich jemand von jenseits des kleinen Gewässers hinter Dunmore Head, den ich ärgerlicherweise auch recht mag, gefragt, ob ich nicht mit ihm „twittern“ wollte, nein, nicht auch das noch, wo ich doch sowieso schon zuviel Zeit damit verbringe, über etwas zu räsonieren, das ich gar nicht erlebe, hm, wir werden sehen.

Und dann ein Nachtrag, wir hatten kürzlich über „Editha“ geschrieben, der Autor, auf den wir verwiesen hatten, hat inzwischen ein paar weitere Erläuterungen beizutragen, nicht daß sie die Sache wesentlich erhellen würden, aber das liegt in diesem Fall, denke ich, wirklich nicht am Autor, sondern mehr an der Sache, der er sich angenommen hat.

Montag, 2. Februar 2009

Frierende Pferde &











Diese nicht sonderlich guten Photos zeigen lediglich an, daß mir die Pferde am Weg heute irgendwie leid taten, denn es war wirklich unangenehm kalt, jedenfalls gefühlt, und also, wir sind keine Automaten, was geht uns somit die faktische Kälte an, die Einbildung ist es, die uns tötet.

Und ich möchte ein paar Worte über Geduld verlieren: So ein neues Abenteuer wie dieses birgt doch in sich die Gefahr, nach den alten Mustern abzulaufen: Erwartungen, Enttäuschungen, Verbitterung etc., das alte Programm und das Übliche halt. Und dann begegnen einem jenseits der Erwartung unverhofft Entdeckungen. Jedenfalls bin ich im Innersten glücklich, ein paar wenigen fremden Blogger-Kollegen die Treue gehalten zu haben, das mag jetzt sehr kryptisch klingen, egal.

Und dann, ein kleiner Bruch, wir sind zwar nicht unbedingt in der Stimmung, aber an einem Ort wie diesem nicht daran zu erinnern, daß am 2. Februar 962 Otto der Große zum Kaiser des späteren Heiligen Römischen Reiches gekrönt wurde, wäre wohl doch unverzeihlich.

Sonntag, 1. Februar 2009

Kalenderblätter








die beiden ersten Bilder entstammen meinen untauglichen Bemühungen,
das dritte ist von diesem ehrenwerten Herrn kühn geborgt


Mehrere Namen nötigen mittels des Kalenders heute unsere Aufmerksamkeit ab: etwa Friedrich Franz I. von Mecklenburg, Sophie Charlotte von Braunschweig und Lüneburg, Alexios I. Megas Komnenos und nicht zuletzt Hugo von Hofmannsthal, der Dichter des „Jedermann“, der Verfasser des „Chandos-Briefes“:

„ III

Wir sind aus solchem Zeug, wie das zu Träumen,
Und Träume schlagen so die Augen auf
Wie kleine Kinder unter Kirschenbäumen,

Aus deren Krone den blaßgoldnen Lauf
Der Vollmond anhebt durch die große Nacht.
… Nicht anders tauchen unsre Träume auf,

Sind da und leben wie ein Kind, das lacht,
Nicht minder groß im Auf- und Niederschweben
Als Vollmond, aus Baumkronen aufgewacht.

Das Innerste ist offen ihrem Weben,
Wie Geisterhände in versperrtem Raum
Sind sie in uns und haben immer Leben.

Und drei sind Eins: ein Mensch, ein Ding, ein Traum.“

Terzinen, Über Vergänglichkeit