Donnerstag, 1. Januar 2009

Über das gerade vergangene Jahr

Ich schwanke, ob ich mich der verbreiteten Übung anschließen soll, dem vergangenen Jahr einige mehr oder weniger bedeutsame Gedanken hinterherzuschicken. Das Merkwürdige ist, sobald man nachzudenken begonnen hat, wird das Bild nicht klarer, sondern es verschwimmt eher.

Kurioserweise ist dann auf einmal ein Ort wie dieser auch wieder hilfreich, da er tatsächlich so etwas wie eine Struktur nachzeichnet, die vorher nicht zu erkennen war. Und neben genug Gruseligem entdeckt man zu seiner stillen Freude die eine oder andere eigene Bemerkung, die wohl nicht gänzlich banal ist, wie etwa, als ich mich mit den Gründen für meine Geschichtstraktiererei beschäftigte, um dann festzustellen: Wir stehen auf einem Geflecht von Bedeutungen, die uns davor bewahren, ins Nichts abzustürzen, das ist die lebenserhaltende Wirkung von Kultur. Die Beschäftigung mit Dingen von Wert verändert die eigene Seele.

An persönlicher und überpersönlicher Erinnerungsarbeit habe ich es wohl nicht fehlen lassen. Ich hätte etwas neugieriger sein können. Aber nach dieser grandiosen Seifenoper vom Anfang des Jahres rings um „Herrn“ Cooper war die Neigung zu Neuentdeckungen doch wieder sehr dem Mißtrauen unterlegen. Dennoch hat es diese Entdeckungen gegeben.

Wofür ich gestern sehr dankbar war - bei meiner ausgedehnten Entdeckungstour durch einen Teil der näheren Umgebung, den ich bisher kaum erkundet hatte - daß so etwas wie eine unbeschwerte Freude zurückgekehrt war, mit der ich mich einer eindrucksvollen Naturschönheit völlig losgelöst hinzugeben vermochte. Das hatte ich wirklich vermißt.

Seit einigen Jahren habe ich das Gefühl, daß wie mein Leben zugleich ich als Person mehr und mehr zerfalle, ich hatte angefangen, mich an dieses Gefühl zu gewöhnen. Vielleicht war das die Ahnung einer Neufindung, da oft auch im eigenen Leben Dinge erst vergehen müssen, damit etwas Neues erstehen kann. Selbst wenn dazu gehört, daß die eigene Familie ein weiteres Stück mehr zerbrochen ist. Erstaunlicherweise, bei allen Enttäuschungen und Müdigkeiten, die das vergangene Jahr stark geprägt haben, läßt sich ein Zug ausmachen, der sich deutlich davon abhebt und der eben schon angedeutet wurde, ein unbestimmtes Gefühl von Dankbarkeit.

Keine Kommentare: